Botswana

Frauen-Power im Busch

Dämmerung über dem Chobe River.

Safari auf die weibliche Tour mit den Chobe Angels

Die Chobe Game Lodge kommt inzwischen ohne männliche Guides aus.

Bremst auch für kleine Tiere: Chobe Angel Lynn. Fotos: cd (2), Chobe Game Lodge

Lynn bremst auch für kleine Tiere. Langsam stakst die Leopardenschildkröte über die Erdpiste im Chobe National Park. Die Landschildkröte ist so etwas wie der Riese unter den „Small Five“, zu denen auch der Nashornkäfer, der amselgroße Büffelwebervogel, der libellenähnliche Ameisenlöwe und die Elefantenspitzmaus gehören. So erzählt es Lynn, die uns auf Safari begleitet und „120 Prozent hinter ihrem Job steht“.

Lynn Tebalo ist Wildführerin und gehört zu den „Chobe Angels“, den weiblichen Safari-Guides der Chobe Game Lodge, jenem legendären Buschhotel im Norden Botswanas, in dem Liz Taylor und Richard Burton zum zweiten Mal heirateten.

Botswana ist ein Staat mit stabiler Demokratie und dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen Schwarzafrikas. Gut zwei Millionen Einwohner verteilen sich auf der Fläche eines Landes von der Größe Frankreichs und Belgiens. Weltweit weist Botswana den höchsten Wert an geschützter Fläche für Naturerhaltung auf. Doch auch in diesem Musterländle sind mehr als 90 Prozent der Wildführer männlichen Geschlechts. Das war schon zu Zeiten der Großwildjagd ehernes Gesetz und ist bis heute in ganz Afrika so geblieben. Nur nicht in der Chobe Game Lodge.

Wie es dazu kam? Hoteldirektor Johan Bruwer steckt hinter dem Konzept und dem Namen der Ladies. Der Film „Drei Engel für Charlie“ inspirierte ihn bei der Begriffsfindung „Chobe Angels“. Doch war es zunächst gar nicht einfach, genug Engel der Wildnis aufzutreiben. 2005 gab es in Botswana landesweit nicht einmal eine Hand voll weiblicher Guides. Zwei davon arbeiteten in der Chobe Game Lodge.

Die Busch-Ladies, erklärt Bruwer, seien umsichtiger, geduldiger und vor allem deutlich bessere Fahrer. Ihr Spritverbrauch sei viel geringer und die Safari-Fahrzeuge hielten viel länger. „Also stellten wir nach und nach für jeden männlichen Guide, der uns verließ, einfach eine Frau ein“, erläutert Bruwer. Gleichzeitig ging die Lodge eine Kooperation mit dem Botswana Wildlife Training Institute ein, um die Ausbildung von Frauen zu fördern.

Heute gibt es etwa vierzig Wildführerinnen in Botswana. Sechzehn davon leben und arbeiten in der Chobe Game Lodge, die inzwischen ohne männliche Guides auskommt. „Wir können auf den Testosteron-Faktor gut verzichten“, sagt Bruwer und merkt noch an, dass Frauen kommunikativer seien und einfach besser erklären und erzählen können.

Die Guides selbst sind da bescheidener. Angel Baitshepi spricht zwar augenzwinkernd von „Girls Power“, ihre Kollegin Lebo aber findet, dass man letztendlich denselben Job wie männliche Kollegen mache. Dem pflichtet auch Lynn bei, deren Mann als Guide in einer anderen Lodge arbeitet. Die drei Kinder leben bei den Großeltern. Aber einmal im Jahr dürfen sie für eine Woche bei den Game Drives in der Chobe Lodge mit den Angels im Busch unterwegs sein. Dann platzen sie fast vor Stolz über den coolen Job der Mama.


Claudia Diemar

 

Buchungsinfo
Aufenthalte in der Chobe Game Lodge sind zum ‧Beispiel bei Afrikarma Safaris buchbar.