Südafrika

Fliegende Nashörner

Nashörner aus Südafrika finden in Botswana eine neue Heimat.

Nashörner aus Südafrika finden in Botswana eine neue Heimat.

Südafrika: Bedrohte Tiere werden nach Botswana umgesiedelt  

Das macht den dortigen Ökotourismus noch attraktiver.

Das macht den dortigen Ökotourismus noch attraktiver. Fotos: hb

Erst ist nur Sand zu sehen, ab und an ein Weidezaun: Wenig überraschend, man fliegt schließlich über die Kalahariwüste. Doch plötzlich glitzert Wasser: Sümpfe und Lagunen umschließen Inseln mit Wäldern und Savannen, sattgrüne Wiesen breiten sich aus. Wer ins Okavangodelta aufbricht, reist von einer Welt des Mangels in eine des Überflusses, wo sich Büffel, Elefanten, Leoparden und Löwen tummeln. Auch für bedrohte Nashörner soll Botswana nun eine Arche Noah werden.

Die gepanzerten Tiere haben ein sicheres Zuhause bitter nötig. Weil ihr Horn in Asien als Medizin gilt und 65.000 US-Dollar pro Kilo einbringt, hat die Wilderei massiv zugenommen. Südafrika, wo der Großteil der etwa 20.000 Breit- und 4.000 Spitzmaulnashörner lebt, gelingt es nicht, die Kriminellen zu stoppen: 1.215 Tiere wurden dort im vergangenen Jahr abgeschlachtet, so viele wie noch nie. Obwohl inzwischen die Armee patrouilliert, steht es um den Krüger Nationalpark besonders schlecht: Dort wurden 2014 mehr als 800 Nashörner gewildert.

Auch im Nachbarland Botswana streiften einst viele Tausend Rhinozerosse durch den Busch, bis Jäger und Wilderer die Population dezimierten. Die letzten Tiere fanden vor ein paar Jahrzehnten im Khama Rhino Sanctuary Unterschlupf. Heute ist Botswana Vorreiter in Sachen Naturschutz: Statt Trophäenjagd setzt man auf Ökotourismus, Wilderei ist kein Kavaliersdelikt. „Das ganze Land sieht die Tierwelt als nationalen Schatz“, sagt Map Ives, der für Wilderness Safaris arbeitet und die Nashorn-Projekte koordiniert.

In den vergangenen Jahren wurden etwa 50 Nashörner aus Südafrika ins Okavangodelta umgesiedelt und haben sich seither auf etwa 100 Exemplare vermehrt. Nun steht das nächste Projekt in den Startlöchern: Die Initiative „Rhinos without Borders“ der Safariunternehmen And Beyond und Great Plains Conservation will mindestens 100 weitere Tiere nach Botswana fliegen. „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren“, warnt Initiator Dereck Joubert. „In Südafrika stirbt alle sieben Stunden ein Nashorn.“ Deutsche Veranstalter wie Abendsonne Afrika unterstützen das Projekt.

Zwar müsse man auch in Botswana in Zukunft mit Wilderern rechnen, schätzen Experten. Doch ein ausgeklügeltes System der Überwachung soll sicherstellen, dass die Nashörner in ihrer neuen Heimat besser geschützt sind. Dabei hilft auch die geografische Lage: Im schwer zugänglichen Delta, das etwa so groß ist wie Rheinland-Pfalz, leben nur 50.000 Menschen. Viele profitieren außerdem von den Touristen, die der Tierwelt wegen nach Botswana reisen.
Helge Bendl