Südafrika

Kapstadt: Jeder Tropfen zählt

Der Strand von Camps Bay. Im südafrikanischen Sommer zählt Kapstadt zu den beliebtesten Fernreisezielen der Deutschen

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Südafrikas Kap-Metropole droht das Wasser auszugehen

Die Waterfront, das historische Hafengelände von Kapstadt

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In einem Hotel werden Gäste aufgefordert, ihren Wasserverbrauch zu reduzieren

In einem Hotel werden Gäste aufgefordert, ihren Wasserverbrauch zu reduzieren.<br>Fotos: hb

Kein Wölkchen am stahlblauen Himmel, 25 Grad und mehr, die Sonne scheint: Auf den Sommer am Kap ist auch 2018 wieder Verlass. Nur der Regen ist ausgeblieben, nicht nur im vergangenen Jahr, sondern auch in den Jahren zuvor. Kapstadt leidet unter einer Jahrhundertdürre. Nur wenn der Wasserverbrauch drastisch reduziert wird, lässt sich der „Day Zero“ vermeiden: Jener Tag, an dem die Stadt das Wasser abstellen muss. Nach aktuellem Stand ist das der 21. April.

„Was lange nur eine abstrakte Bedrohung war, ist jetzt bitterer Ernst“, sagt Jeff Rosenberg. Als Vorsitzender des Tourismusverbands Fedhasa am Kap vertritt er über 800 Hotels, Gästehäuser und Restaurants. Sollte Wasser nur noch in 25-Liter-Rationen ausgegeben werden, wäre das für die Branche ein Horrorszenario – der Tourismus würde kollabieren. Entsprechende Medienberichte sorgen bei Kunden und Veranstaltern für Verunsicherung. Doch Rosenberg ist zuversichtlich: „Wir werden es schaffen. Aber nur, wenn alle mitziehen.“

„Day Zero“ naht
Die Stadt baut also neue Brunnen und mobile Meerwasserentsalzungsanlagen. Die erlaubten Wassermengen für Unternehmen wurden derweil um 45 Prozent, die für Landwirte um 60 Prozent reduziert. Der Pro-Kopf-Verbrauch der Bürger muss auf 50 Liter am Tag sinken. Touristen sollen mitmachen: Am Flughafen hängen Plakate mit dem Slogan „Spar Wasser wie ein Einheimischer“.

Nur 3,4 Prozent des Wasserverbrauchs der Stadt entfielen auf touristische Unternehmen, heißt es bei Fedhasa unter Berufung auf Zahlen der Stadt. Doch viele Unterkünfte sparen, wo sie können.

„Kleinigkeiten machen einen großen Unterschied“, sagt Friedrich Schäfer, Besitzer der Boutique-Hotels The Treehouse und Villa Zest. „In jedem Zimmer steht jetzt ein Eimer in der Dusche. Das aufgefangene Wasser wird zum Putzen verwendet und anschließend zum Bewässern des Gartens.“ Da die Pools nicht mehr mit Wasser aus dem Hahn aufgefüllt werden dürfen, lässt er das Wasser per Lastwagen herankarren.

Die wohl nobelste Unterkunft der Stadt, das Ellerman House, hat einen eigenen Brunnen graben lassen und für Notfälle ein 35.000-Liter-Wasserdepot angelegt. Wenn es ein Gast nicht anders wünscht, wechselt das Personal die Bettwäsche jetzt erst nach vier Tagen. Im Bad zeigt derweil ein „Water Pebble“ an, wenn zwei Minuten um sind – länger soll man nicht mehr duschen. Reklamationen gebe es keine, erklärt Direktor Paul Bruce-Brand: „Die Gäste haben viel Verständnis.“ Sogar die Blumen gießt man nun mit geschmolzenem Eis aus dem Weinkühler.

Badewannen ohne Stöpsel
Rosenberg denkt derweil in anderen Kategorien: Neben seinem Amt als Chairman von Fedhasa ist er Direktor des Southern Sun Waterfront, einem Hotel mit 537 Zimmern. Vor allem durch den Einsatz neuer Armaturen wurde der Wasserverbrauch innerhalb von zwei Jahren um 57 Prozent reduziert – viele Millionen Liter wurden so gespart. Bald soll die Leitung zur städtischen Wasserversorgung ganz gekappt werden. Mit den Nachbarhotels Southern Sun Cullinan und Westin wird für zusammen 1.400 Zimmer eine eigene Meerwasserentsalzungsanlage gebaut.

Gäste müssen in Kapstadt also noch kaum mit Einschränkungen rechnen. Nur Planschen in der Badewanne ist tabu: Alle befragten Hotels haben die Stöpsel entfernt. „Wenn es keine medizinischen Gründe gibt, sind die Zeiten, in denen man bei uns ein Wannenbad nehmen konnte, leider vorbei“, sagt Rosenberg. „Sollte sich ein Gast beschweren, lade ich ihn lieber zum Essen ein.“
Helge Bendl