Kenia

Kenias einsame Spitze

Hat gut lachen: Ein Fischer trägt stolz seine Beute zu einem Restaurant

Weltkulturerbe und trotzdem Geheimtipp: Der Lamu-Archipel bietet Swahili-Kultur sowie reichlich Sand, See und Sonne

Esel sind auf den Inseln Lamu und Manda allgegenwärtig

Mit den Dhaus werden Menschen und Waren befördert. Fotos: hb

Verdammt! Ständig nehmen einem diese Esel die Vorfahrt. Sie rasen ohne jede Rücksichtnahme durch die Altstadt von Lamu. An jeder zweiten Ecke muss man sich vortasten, langsam und vorsichtig, damit man ja nicht mit ihnen zusammenstößt. Die Esel sind mal zentnerschwer beladen, mal ohne Last auf dem Buckel, aber immer stur, bockig und eigensinnig – und genießen hier Narrenfreiheit. Also jagen sie halbwilde Katzen, treten mutwillig in Wasserpfützen, verabreden sich zu Stehblockaden und verbringen ihren Lebensabend dann im Altersheim, dem „Donkey Sanctuary“. Die vielen Tausend Esel sind die heimlichen Herrscher im Labyrinth der engen Gassen. Autos gibt es keine: Die Straßen sind viel zu eng.

Transfer per Segelschiff

Der Lamu-Archipel ist eine abgeschiedene Inselgruppe im äußersten Nordosten Kenias. Der Transfer vom Flughafen nach Lamu Town erfolgt per Segelschiff mit einer traditionellen Dhau. Das passt, schließlich gilt Lamu als die älteste und am besten erhaltene Swahili-Siedlung in Ostafrika. Das Zentrum mit Häusern aus Korallenstein und Mangrovenholz zählt zum Unesco-Welterbe. Hinter den Türen warten luftige Innenhöfe mit Wasserspielen und kleinen Gärten. Mal ziert moderne Kunst die fünf Meter hohen Räume, mal edle Antiquitäten. Auch ohne Klimaanlage ist es in diesen Refugien angenehm kühl.

Vor 1.000 Jahren machten Händler aus dem Oman in Lamu Station, auf der Suche nach Elfenbein und Sklaven. Anschließend mischten sich arabische, asiatische und afrikanische Einflüsse. Heute sind die meisten Einheimischen Muslime, doch man gibt sich tolerant. Dass in den Unterkünften für Touristen Alkohol ausgeschenkt wird, ist ebenso akzeptiert wie deren knappe Bekleidung an den einsamen Stränden in der Umgebung.

Jerry Hall und Mick Jagger

Kenia-Besucher, die nach der Safari am Indischen Ozean entspannen wollen, wählen oft ein Strand-Resort oder Boutique-Hotel in der Umgebung von Mombasa. Wer allerdings einmal den Weg nach Lamu gefunden hat, kommt immer wieder: Der Archipel hat seit Jahrzehnten eine eingeschworene Fangemeinde, darunter viele Künstler und Prominente. Wie so oft in Ostafrika war Ernest Hemingway der Erste: Er hatte die Insel in den 1930er Jahren bei einer Angeltour entdeckt.

In den 60ern folgte ihm dann der Jetset: Prinzessin Soraya von Persien, der Schauspieler Omar Sharif, Supermodel Jerry Hall, Mick Jagger von den Rolling Stones. Inzwischen haben sich viele Prominente hier ein Feriendomizil gebaut: Lamus Vorort Shela gilt als das teuerste Dorf Afrikas. Weil die Besitzer nur selten vor Ort sind, vermieten sie ihre Villen. Als Alternativen gibt es charmante Pensionen und abgeschiedene Strandhotels. Buchbar sind Touren nach Lamu zum Beispiel bei Abendsonne Afrika oder Boomerang Reisen.

Ob Backpacker oder High Flyer: Am späten Nachmittag pilgern alle für einen Sundowner-Drink ins Peponi. Das Hotel ist eine Legende, bekannt seit 50 Jahren für starke Drinks und berühmte Gäste. Die Damen tragen leichte Kleider, die Männer Kikoy-Wickelröcke. Der zwölf Kilometer lange, unbebaute Shela Beach ist gleich um die Ecke: Deswegen darf man natürlich ohne Schuhe an die Bar.

Helge Bendl