Botswana

Kameras statt Kanonen

Putzmunterer Löwennachwuchs im Selinda Reserve

Putzmunterer Löwennachwuchs im Selinda Reserve. Foto: hb

Im Selinda Camp im Norden des Landes können Gäste in ehemaligen Jagdkonzessionen auf Fotosafari gehen

Seerosen schmücken den Selinda Spillway, als sei der Wasserlauf ein im Morgenlicht ‧zer‧fließendes Ölgemälde von Monet. Vier halbwüchsige Löwen kabbeln sich hier im Wasser. Tarnen, fangen, Pranken ins Fell der Beute rammen (oder so zu tun): All das lernen die Raubkatzen nicht alleine, sie üben es spielend mit Verwandten. Am Ende tollen also alle zwölf Tiere der „Wapuka Pride“ im knietiefen Bach.

„,Wapuka‘ bedeutet ,verrückt‘“, erklärt Selinda-Camp-Guide Donald Senase. „Das Rudel hat früher aggressiv auf Menschen reagiert und die Autos angegriffen.“ Inzwischen sind die Löwen entspannt: „Wenn es ihnen zu heiß wird, legen sie sich in den Schatten der Fahrzeuge.“ Auch die einst so scheuen Leoparden erlauben nun Sichtungen: Eine Mutter mit zwei Jungtieren lässt ihren Nachwuchs rund um den Wagen Verstecken spielen.

Selinda liegt im Norden Botswanas. Großwildjäger schossen hier Trophäen, bis vor mehr als zehn ‧Jahren die Naturschutzorganisation Great Plains Conservation übernahm und die Gewehre verstummen ließ. Die Pioniere hatten Nachahmer: Ende 2013 entschied Botswana, die Trophäenjagd auf Staatsland auszusetzen. Zwar wird aktuell wieder über eine Änderung der Regeln diskutiert. Doch viele ehemalige Jagdgebiete sind inzwischen neue Ziele für Touristen mit Fotoapparat.

„Als wir Selinda übernommen haben, gab es auf dem 130.000-Hektar-Areal nur noch 50 Büffel. Heute sind es wieder über 4.000“, sagt Dereck Joubert, National-Geographic-Filmemacher und Chef von Great Plains Conservation. Dass Tiere schnell begreifen, wo ihnen keine Gefahr mehr droht, zeigt sich auch in der Linyanti-Region am Chobe-Nationalpark. „Ich konnte die Dörfer in der Region überzeugen, mir ein Areal zu verpachten, als die Jagd noch erlaubt war“, erzählt Beks Ndlovu, Inhaber von African Bush Camps. Inzwischen tummelt sich das Wild zwischen den Zelten seines Linyanti Bush Camps. Dort ist auch ein Hubschrauber stationiert. Wer für eine Flugsafari aufsteigt, sieht überall Büffel und Elefanten.

Die Camps zahlen Konzessionsgebühren und bieten Arbeitsplätze. Es braucht viel Personal für ‧Game Drives, Mokoro-Touren, Motorboot-Exkursionen und Walking Safaris: „Wir beschäftigen viermal mehr Mitarbeiter als früher – über 40 Leute aus sechs Dörfern in der Umgebung“, sagt Alistair Rankin von Machaba Safaris über sein neues Camp Gomoti Plains im Südosten des Deltas.

Im Skybed unterm Sternenhimmel

Auch das 200.000 Hektar große Khwai Private Reserve war einst ein Jagdgebiet. „Meine Herausforderung war, eintönigen Mopanewald für Touristen interessant zu machen“, erzählt Greg Butler von Natural Selection. Das ist ihm gelungen. Im Hyena Pan Camp kommen Elefanten nun zum Trinken an den Swimmingpool. Außerdem gibt es ein im Boden versenktes Versteck zur Tierbeobachtung. Und auch etwas für Romantiker: In den Skybeds schläft man direkt unter Afrikas Sternenhimmel. Das ist zwar kein billiges Vergnügen. Doch wer hier übernachtet, unterstützt eben auch den Wandel hin zu mehr nachhaltigem Tourismus.

Helge Bendl
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