Ägypten

„Hello, my friend“

Auf jeden Fall einen Ausflug wert: Schnorchel-Tour vor der Küste des Sinai

Unser junger Autor ist zum ersten Mal am Roten Meer – und zum ersten Mal im Pauschalreiseurlaub

Der Autor mit seiner Freundin beim Start zur Quad-Tour außerhalb von Sharm el Sheikh. Fotos: lg

Der erste Eindruck ist ernüchternd. Sharm el Sheikh blinkt an diesem Dezembertag wie ein Freizeitpark, am Hoteleingang verkündet eine große, hässliche Leuchtschrift, dass Weihnachten vor der Tür steht. Das Hotelzimmer ist nüchtern und ungemütlich, die Fußgängerzone weitgehend leer. Von den auf und ab flanierenden Touristen ist kaum einer jünger als meine Freundin und ich zusammen.

Hartnäckig, aber freundlich

Die Verkäufer in den Bars und Geschäften sehen sofort, dass wir gerade aus dem Flieger gestiegen sind und von nichts eine Ahnung haben. „Hello, my friend“, hören wir es von rechts, links, vorne, hinten. Die Stimmen sind freundlich, aber irgendwann kann man es nicht mehr hören. Das soll der coole Ferienort sein, der uns empfohlen wurde?

Natürlich hatten wir uns schlaugemacht. Wir wussten, dass Sharm el Sheikh nur für den Tourismus existiert. Dass es hier „fast“ nur Hotels gibt und das wirkliche Ägypten weit weg ist. Aber etwas zu hören und dann zu erleben, ist eben etwas anderes.

Es dauert keine 24 Stunden und wir haben uns akklimatisiert und mit den Vorteilen eines solchen Ferienortes angefreundet. Jedes kleine Lädchen akzeptiert Euro, das Englisch der Verkäufer ist gut. Wir fühlen uns sicher – und genießen das großartige Wetter. Sommer mitten im Dezember.

Auch am Strand lernen wir schnell, wie man mit hiesigen Gepflogenheiten umgeht. Denn auch hier fallen wir als Neuankömmlinge auf. Und ebenfalls als potenzielle Kunden: „Water-Aerobik? Bananaboat? Eine Spa-Behandlung?“ „Mein Gott, wir sind 19! Ein Spa ist was für Senioren!“, denke ich.

Die Lösung: Wir buchen nach kurzer Verhandlung für 20 Euro einen Parasailing-Flug und sind damit aus dem Schneider. Es ist großartig, im Sitzgurt nach oben gezogen zu werden und den Blick über das Rote Meer, Sharm el Sheikh und die Wüste zu genießen. Genauso großartig ist es, danach von den Strandverkäufern in Ruhe gelassen zu werden. Der Parasailing-Anbieter hält am nächsten Tag sämtliche Animateure und Dienstleister von uns fern.

Gute Laune und toller Service

Ohnehin stellt sich bald heraus, dass Ägypter ein liebenswerter Menschenschlag sind. Dabei ist das Leben als Hotelmitarbeiter nicht einfach. Wir erfahren, dass die meisten Angestellten aus Kairo kommen, mehrere Monate in Sharm el Sheikh zum Arbeiten sind. Den Großteil ihres Verdienstes schicken sie nach Hause, Parasailing können sie sich nicht leisten. Dennoch sind die meisten gut gelaunt und bieten einen tollen Service.

Und so vergeht unsere Urlaubswoche wie im Flug. Wir düsen mit Quads durch die Wüste, fahren mit einem Katamaran zum Schnorcheln, liegen am Strand und am Pool, bummeln durch die Stadt und genießen das Leben. Nur in die berühmten Clubs wie das Pasha kommen wir nicht: Bevor dort nach Mitternacht Stimmung aufkommt, liegen wir müde im Bett. Sonne, Luft und Wasser – diese Mischung kann ganz schön anstrengend sein.

Leonard Gürtler
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