Tansania

Serengeti: 50 Shades of Green

So grün ist Tansania selten. Doch die Büffel freut’s – ihr Tisch ist üppig gedeckt

Im Südwesten des Nationalparks kann man noch ungestörte Safari-Erlebnisse genießen

Mancher Game Drive wird zu einer wahren Schlammschlacht. Fotos: aze

Windböen fegen durch hüfthohes Gras, durchrütteln Dornbüsche und Schirm-akazien, falten Wellen in Wasserlachen. Die Landschaft hat sich ein dickes grünes Fell übergestülpt. „Regen, viel zu viel Regen“, seufzt Nuru Sangal, unser Superfahrer und allwissender Guide. Das sei nicht normal für Mitte Dezember. Aber heute ist schönes Wetter, und im Landcruiser richten vier Safarigäste ihre Ferngläser zum Hügel jenseits der Senke, die durch den vielen Regen unbefahrbar wurde.

Am Hang zieht eine riesige Büffelherde dahin. 700, 800 oder noch mehr Tiere. Ihr Tisch ist üppig gedeckt. So haben wir die Serengeti, aber auch den Ngorongoro-Krater und den Tarangire-Nationalpark noch nie erlebt. Farben fast wie in Irland.

Ein Leopard fast zum Anfassen
Zum Glück nur fast. Unvermittelt taucht ganz nah beim Fahrzeug aus dem wogenden Grün ein mächtiger Rücken auf, gelb-braun getüpfelt. Wow, Gänsehautmoment. Ein Leopard (fast) zum Anfassen. Geschmeidig erklimmt die stattliche Großkatze den nächsten Baum, macht es sich zwischen dem Geäst bequem. „Was für ein Glück“, raunt Nuru. Leoparden seien hier selten zu finden.

Langsam lenkt er den Wagen Meter für Meter zum Baum, bis wir das wunderschöne Tier praktisch Auge in Auge bewundern können. Und noch schöner – wir haben den Leo ganz für uns alleine und können uns alle Zeit der Welt lassen.

Hier, im Südwesten der Serengeti gibt es nur wenige Lodges und somit auch keine Jeep-Ansammlungen vor interessanten Sichtungen. In dem neu errichteten Serengeti View Camp sind wir die ersten Gäste und dürfen uns wie Entdecker fühlen. Pisten gibt es in dieser Ecke des Parks noch nicht – und in diesem ungewöhnlich nassen Dezember gerät mancher Game Drive zur Schlammschlacht. Eine Herausforderung für Material und Fahrer. Das Zeltcamp schmiegt sich vor einem Mopanewald in das Grasland. Die Anfahrt kann sich etwas abenteuerlich gestalten, gilt es doch, einen Bach mit matschig ansteigenden Ufern zu durchqueren.

Impala, Thomson Gazellen, Kudus und Verwandtschaft sind in der Region zurzeit relativ wenige unterwegs. Trotzdem haben wir reichlich „Katzen-erlebnisse“ – und immer wie exklusiv nur für uns bestellt. Inmitten der „Symphonie in Grün“ taucht wieder ein getüpfelter Rücken aus dem Gras. Eine Tüpfelhyäne. Und noch eine, und noch eine. Zwei dösen im Schatten eines Buschs. Drei aalen sich in einem kleinen Wasserloch.

Tiersichtungen unweit des Camps
Doch auch jede Menge Löwen tauchen auf: Ein Pascha umringt von drei Damen liegt träge am Pistenrand, ein paar Meter weiter sehen wir weitere fünf. Insgesamt zählen wir 18 Löwen, alle satt und vollgefressen, fast bewegungsunfähig.

Agil hingegen sind die zwei Jungtiere, die mit zwei Weibchen auf einer kleinen grün umrahmten Felsgruppe posieren. Oder die die vier Junglöwen, die vor uns her direkt auf unser Camp zusteuern, bis wir ihnen im sumpfigen Gelände nicht mehr weiter folgen können. Koch und Manager sichten die Kätzchen kaum 50 Meter vor den Zelten. Diese Nacht haben wir einen unruhigen Schlaf.

Monika Zeller