Tunesien

Sahara: Die Klänge der Wüste

Von außen eher schlicht, innen luxuriös: die Zelte im Camp Mars

Musik und Stille harmonieren wunderbar – besonders bei einem Festival in der Sahara

Beim Festival „Musik und Stille“ ist Mitmachen erwünscht. Fotos: bo

Sie misst neun Millionen Quadratkilometer, ist vergleichbar mit der Fläche der USA und 26 Mal größer als Deutschland: die Sahara, von den Einheimischen „Meer ohne Wasser“ genannt, die auf 40.000 Quadratkilometern durch Tunesiens Süden rollt.

Wer in die Wüste möchte, kommt durch Douz, das „Tor zur Wüste“. Die Kleinstadt beheimatet die Mrazig, ein Volk nomadischer Viehzüchter, die lederne Wüstenschuhe und weite Wüstenhosen nähen, Schals gegen Sandstürme und Datteln im Kilo verkaufen. Das Sahara-Museum informiert über Wüstenbewohner und -tiere. Schließlich geht es hinter der größten Düne bei Offra auf Sandpisten dem Horizont entgegen. Zum Camp Mars, wo jedes Jahr ein Festival der Musik und Stille steigt.

Würde man einen Besucher in der Wüste aussetzen, wäre er verloren. Selbst auf der Sandroute von Douz in die Sahara können Spuren innerhalb von Sekunden verwehen. Weshalb Besucher nur in Begleitung eines kundigen Tunesiers in die Wüste aufbrechen sollten.

Es geht vorbei am Zaun, der den Jebil-Nationalpark abgrenzt, dann an einer Hütte mit der Aufschrift Café du Parc – ein Café in der Wüste, bevor die Wildnis übernimmt. Eine Wildnis, die mal flach und karg ist, mal hügelig und grün. Dann erscheinen am Horizont weiße Punkte: die Zelte von Camp Mars, 2008 von dem Tunesier Riadh Mnif und seiner Frau eröffnet.

Das Luxuscamp bietet geräumige Zelte mit Betten, Teppichen sowie einem von Hamams inspirierten Waschbecken mit Krug. Im Restaurantzelt stehen tunesisches Brik, Suppen, Wachtel mit Bulgur oder Dromedar-Gulasch auf der Speisekarte.

Hinter dem Camp erhebt sich der über 200 Meter hohe Tafelberg Tembain. Auf der Suche nach Stille und Abgeschiedenheit lässt er sich leicht erklimmen, wer mehr Action braucht, unternimmt eine Quad-Fahrt oder einen Kamel-Trek.

Doch ein Highlight ist das zweitägige Festival „Musik und Stille“ mit tunesischen Musikern – Mitmachen ausdrücklich erwünscht. Ein Konzept, für das Camp Mars generell steht: Nur Einheimische werden beschäftigt, möglichst viele Menschen sollen am Profit teilhaben. In der Nähe des Tembain bauen die Musiker ihre Instrumente auf, ein Ensemble des in Tunesien bekannten Musikers Riadh Fehri, zwei Violinen, eine Gitarre, eine Trommel und eine Oud – eine Kurzhalslaute.

Die Klänge streben aus dem steinigen Sand an der Felswand empor, hinauf in den klaren Himmel. Wenn das Notenblatt gewendet wird, ist die Stille fast absolut. Kein Besucher möchte ihn stören: den Kanon aus Musik und Stille, wie ihn nur die Wüste hervorzaubern kann.

Bernadette Olderdissen
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