Ruanda

Bei den Berggorillas

Ein großer Berggorilla sitzt inmitten eines dichten Waldes

Fühlt sich in 3.000 Metern Höhe pudelwohl: Berggorilla in Ruanda. Foto: neverleavetheclouds

Eine Reise durch Ruanda hat viele Highlights zu bieten

Ein blanker See mit bewaldeten Inseln im Sonnenschein.

Landschaft am Kivusee. Foto: neverleavetheclouds

Too Matsch? Einen halben Meter tief sinkt der Fuß in den Morast und lässt sich nur mit ordentlich Kraft und kolossalem Schmatzen wieder befreien. Zwei schwere Schritte weiter hat man mal wieder eine Liane im Gesicht, zudem keucht die Lunge.

Man braucht einiges an Widerstandskraft für dieses morgendliche Trekking durch den Vulkan-Nationalpark im Nordwesten von Ruanda. Wir sind auf rund 3.000 Metern Höhe – und die Tour ist lang. Wir sind auf der Suche nach Berggorillas.

Plötzlich lässt unser Guide ein tiefes Grummeln hören. Es ist ein Signal, das den Tieren ankündigt, dass wir in Frieden kommen. Der Guide hat das richtige Gespür: Hinter dem nächsten Busch wartet der Lohn all der matschigen Mühen.

Zwei Berggorillas sitzen in einer Bambusstaude, der jüngere, etwa vier Jahre alt und frisch der Mutter entwöhnt, nähert sich uns bis auf wenige Zentimeter. Die großen, dunklen Augen voller Neugierde. Anders als der erfahrene Silverback, dem wir bald, einen Busch weiter, von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen werden. Er mag den Abstand. Und den halten wir ein.

Rund eine unvergessliche Stunde hat man mit den Gorillas – wenig Zeit für die 1.500 Dollar, die man für diese Begegnung bezahlen muss. Dennoch aber ein unvergessliches Erlebnis und eines der Highlights unserer Reise ins ostafrikanische Ruanda.

Wer am internationalen Flughafen von Kigali landet, den zieht es oft zunächst nach Akagera, dem der Hauptstadt am nächsten gelegenen Nationalpark des Landes. Und es lohnt sich, den rund anderthalbstündigen Transfer mit offenen Augen fürs Highlife am Highway zu bestreiten.

Ein Junge spaziert die Überlandstraße hinunter, im nächsten Moment donnert ein Laster haarscharf an ihm vorbei. Ein Mann transportiert mehrere Meter lange Baumstämme auf seinem Rad – quer. Unser Bus schlenkert beim Überholen in den Gegenverkehr. Ein anderer Junge versucht eine beachtliche Weile lang, im Sprint mit uns mitzuhalten. Er lacht sich scheckig, als er schließlich aufgeben muss.

Im Nationalpark angekommen, dreht sich alles um Tiere. Akagera ist der einzige Park in Ruanda, in dem man die berühmten „Big Five“ – Löwe, Leopard, Elefant, Nashorn und afrikanischer Büffel – zu Gesicht bekommen kann. Mit etwas Glück sogar an einem Tag, denn mit knapp 1.100 Quadratkilometern ist der Park überschaubar groß.

Das bedingt auch andere Begegnungen der unausweichlichen Art. Ein riesiger Python hat es sich über die volle Breite des Weges bequem gemacht, Konfrontation unvermeidbar. Gereizt erhebt er sich, als wir ihm zu nahekommen, holt Schwung – und verzieht sich ins Gebüsch.

Sechs bis acht Stunden braucht man für die knapp 360 Kilometer von hier, dem östlichsten Punkt Ruandas, an den Kivusee, der den Großteil der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo bildet. Jenseits von Kigali zeigt sich verkehrstechnisch bald ein neues Bild. Die Schnellstraße ist einwandfrei ausgebaut, lange Zeit sind kaum Menschen zu sehen – und kaum Fahrzeuge. Die wenigen Gebäude sind häufig in Türkistönen oder im Himmelblau der Flagge Ruandas gestrichen. 

Und am Straßenrand zeigen sich längere Stücke gesicherter Radwege. Im September findet in Ruanda die Rad-WM statt. Man kann den Fahrern nur wünschen, dass ihnen die Zeit bleibt für einen Besuch bei den Berggorillas. Denn die Fahrradwege werden diese wohl weniger nutzen.

Friedrich Reip