Malaysia

Malaysia: Immer der Nase nach

Vom Aussterben bedroht: Rund 600 Nasenaffen leben auf Borneo.

Vom Aussterben bedroht: Rund 600 Nasenaffen leben auf Borneo. Foto: fh

Die Affen im Klias Wetland Reserve in Nordborneo sind ein großer Spaß

Es raschelt in den Bäumen, ein langer Schwanz baumelt aus dem Geäst, dann streckt der erste Nasenaffe unübersehbar die gigantische Nase aus dem Gebüsch. „Orang- Belanda“ (Holländer) heißen sie in vielen Gegenden Borneos: Mit ihren dicken Bäuchen und der großen Knubbelnase passen sie genau in das Klischee des holländischen Plantagenbesitzers aus der Kolonialzeit.

Machos wie in der Dorfdisko
Wenn sich die Nasenaffen kurz vor Sonnenuntergang an den Fluss im Klias Wetland Reserve rund 120 Kilometer südlich von Kota Kinabalu zurückziehen, treffen sich nicht nur die einzelnen Affengruppen in den Baumwipfeln am Flussufer, sondern auch die eine oder andere Touristengruppe zur Affen-Show live. Hier zeigen sich die Männchen von ihrer Machoseite: ein wenig auf- und abstolzieren, ein paar dicke Äste durchschütteln, morsches Gehölz durch die Gegend werfen und dabei Stimmgewalt beweisen, kurzum, das Gehabe wie man es auch von jugendlichen Männern vor der Landdisko kennt.

Während die Affen oben im Baum toben und wählerisch junge Blätter vom Baum zupfen, ziehen am Fluss dichte Abgasschwaden vorbei: Drei Touristengruppen stauen sich mittlerweile auf dem sonst leeren Fluss und beobachten mit staunenden Augen die Affen. Immer wieder werfen die Bootsführer den Dieselmotor an, um nicht abgetrieben zu werden. Sogar die fröhlichen chinesischen Gruppen, eher bekannt für feurige Diskussionen als für dieTierbeobachtung zuträg?liche Ruhe, verstummen angesichts der Nasenaffen.

Die Letzten ihrer Art
Um es gleich zu sagen: Klias ist in der Tat atemberaubend. Zwei Stunden geht die Bootstour leise durch die Mangrovenwälder, entlang kleiner Kanäle und Flüsschen, vorbei an brüchigen Holzhäusern auf Stelzen, einer verlassenen Mini-Moschee aus Holz, verfallenen Stegen und einer Holztreppe ins Nichts. Wenn überhaupt, leben hier nur noch saisonale Fischer, die ihre Familie längst in einer der nahe gelegenen Kleinstädte untergebracht haben.

Kaum zieht sich der Mensch zurück, wuchert die Natur nach, umschlingt und würgt die Gebäude geradezu in die Knie. Und es dauert nicht lange, bis die ersten Pfeiler nachgeben und das Gebäude in den Fluten versinkt. Auf der Veranda des letzten Hauses schaukelt einsam eine Hose auf der Leine – fast wie ein Mahnmal, dass ein letzter eiserner Fischer zumindest hier noch die Stellung hält.

Und natürlich die rund 600 Nasenaffen, wie es sie nur auf Borneo gibt. Auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten wird der Nasenaffe als stark gefährdet eingestuft. Dass man ihn trotzdem relativ leicht aufspüren kann, liegt schlicht daran, dass er sich für den Menschen kaum interessiert.

Weitere Infos zu den Klias Wetlands gibt es beim Malaysia Tourism Promotion Board in Frankfurt oder unter www.tourismmalaysia.de.
Françoise Hauser
Anzeige