Japan

Schnäppchenjagd in Tokio

Einkaufen in Nippon – ganz anders als in deutschen Fußgängerzonen. Foto: fh

Japan als Shopping-Destination? Man muss nur die richtigen Adressen kennen

Japan ist nicht nur das Land der Kirschblüten und Sumo-Ringer, sondern auch das Land der Geschenke! Zu jeder denkbaren Gelegenheit (und zu manch einer für den Europäer eher undenkbaren) werden Präsente verteilt. So bringt schon ein kurzer Tagesausflug ins Gebirge die Verpflichtung mit sich, für die Kollegen im Büro einige lokaltypische Leckereien mitzubringen. Auch zu diversen Anlässen wie Geburtstagen, Jahrestagen, bei Hausbesuchen, zur Jahresmitte und zum Jahresende heißt es schenken und Geschenke erwidern. Kein Wunder, dass Japan voller Souvenirgeschäfte ist und jeder noch so abgelegene Ort die passenden "Omiyage"-Reisemitbringsel anbietet: typische Schnitzwaren, Geschirr, aber auch hochpreisige kulinarische Spezialitäten.

Die Crux ist: Auch in Japan gefällt nicht jedem alles. Mit der Anzahl der Geschenke erhöht sich auch die Chance, etwas geschenkt zu bekommen, was man persönlich zwar scheußlich findet, leider aber auch nicht wegschmeißen mag, weil es einfach zu teuer war. Angesichts der kleinen japanischen Wohnungen ist das Motto "Aufheben, vielleicht kann man es ja weiterverschenken" nicht endlos umsetzbar. Letztlich landen viele der Geschenke in einem der Hard-off-Läden (www.hardoff.co.jp). Hier werden fast ausschließlich Geschenke angekauft und wieder vertrieben. Zu einem Bruchteil des Preises natürlich. Wenn die meisten Touristen nur davon wüssten! Große, supermarktartige Hallen mit endlosen Regalen.

Viel Ramsch ist dabei, aber auch viel Brauchbares. Mit ein wenig Glück sogar das eine oder andere Juwel, denn viele Waren sind noch original als Geschenk verpackt und voller Überraschungen. Wer hätte gedacht, dass die edle Lackwarenkiste eine goldene Widmung des Provinzgouverneurs zum 60. Geburtstag verbirgt? Oder dass die dicken Handtücher auch noch eine ganze Kosmetikserie beinhalten? Die hübschen Baby-Yukatas (quasi eine simple Variante der Kimonos) im normalen Warenhaus nicht 2 sondern 20 Euro kosten?

Noch ein wenig günstiger, aber garantiert ohne Gouverneurswidmung sind die Waren in den zahllosen 100-Yen-Läden. Wer dabei an die hiesigen 1-Euro-Shops denkt und sich Nase rümpfend abwendet, verschenkt geradezu Geld: Papierwaren, Geschirr in traditionellem Design, Spielzeug, ja sogar Gewürze gibt es in den "Hyakku-en shoppu".Die Filialen von "Daiso" (www.daiso-sangyo.co.jp), "Can Do", "Seria" und anderen säumen die Straßen der Vororte.

Aber auch auf der Takeshita Dori mitten in Tokios trendigem Harajuku-Viertel findet sich ein fünfstöckiger Mega-Store. Da kann der Reisende über den schlechten Yen-Kurs nur noch müde lächeln. Für wenige Euro schleppt er einen ganzen Korb Souvenirs aus dem Laden und schleudert dem deutschen Zoll ein "war echt billig" entgegen. Den Kassenzettel sollte man dennoch aufheben - denn hier zu Lande wird es niemand glauben.
Françoise Hauser