Dubai

Dubai wird familiär

Rückbesinnung: Dubai steht auch für Kultur und seine Menschen.

Rückbesinnung: Dubai steht auch für Kultur und seine Menschen. Fotos: stock.xchng, ta

Wegen der Finanzkrise muss die Luxusmetropole neue Zielgruppen erschließen und Preisnachlässe bieten

Ist die Mega-Wachstumsstory vorbei? Größer, höher, luxuriöser – in den vergangenen 20 Jahren ging es mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und ihrer Drehscheibe Dubai immer nur steil bergauf. Doch jetzt trifft die Finanzkrise die Scheichs mit voller Härte – und die beispiellose Erfolgsgeschichte aus dem Morgenland bekommt kräftige Dellen. Schon wenden sich die ersten Investoren ab, die wirtschaftliche Abkühlung beschert Buchungsrückgänge aus wichtigen Quellmärkten wie Großbritannien und Russland.

„Dubai hat nichts von seiner Attraktivität verloren“, betont Mara Kaselitz, die oberste Dubai-Werberin in Deutschland: „Die Maschine steht bei Weitem nicht still. Nur die Geschwindigkeit wird etwas gedrosselt.“ In 19 Jahren Tätigkeit für die Destination hat sie so manche Krise erlebt. Aber sie sagt jetzt auch: „Dubai kann sich nicht vom globalen Trend abkoppeln. Wir passen uns jetzt einfach der Nachfrage an.“ Alle im Bau befindlichen Projekte wie zum Beispiel die Metro oder die Waterfront würden fortgeführt. Nur das, was bislang lediglich auf dem Papier existiert, „bleibt bis auf Weiteres liegen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“

Fakt ist: Die Hotellerie klagt über drastisch fallende Preise. Doch die Belegungssituation der Häuser sei nach wie vor gut, erklärt Kaselitz: „Veranstalter und Hotels berichten von zum Teil hervorragender Auslastung.“ Sie gibt zu, dass die Margen deutlich besser sein könnten. Aber: „Preisaktionen sind in allen Branchen gang und gäbe.“ In auslastungsschwächeren Zeiten bediene sich jeder Marketingmanager dieses Steuerungselementes.

Doch längst hat in Dubai eine Diskussion über die Zukunft der Destination eingesetzt. Es geht um existenzielle Fragen: Zerfällt das Gebilde in der Wirtschaftskrise oder wird aus dem Märchenland für Luxustouristen ein ganz normales Reiseziel? Der Sturz der Hotel-Durchschnittserlöse dürfte zumindest bewirken, dass neue Zielgruppen den Weg an den Golf finden. „Endlich können wir Familien ansprechen, die vielleicht von einem Dubai-Urlaub geträumt haben, ihn sich bislang aber nicht leisten konnten“, sagt Kaselitz: „Die niedrigen Preise helfen uns, Dubai in Deutschland als Ganzjahresziel zu vermarkten.“ Als Basishafen für Kreuzfahrten mit Vor- und Nachprogrammen sei das Emirat am Arabischen Golf zudem unvermindert gefragt.

Fest steht aber auch: Dubai hat neben schönen Stränden vornehmlich Vier- und Fünf-Sterne-Herbergen und einige State-of-the-Art-Häuser zu bieten. Die Infrastruktur ist für Luxus-Liebende und Reiche ausgelegt. Dass nun demnächst Touristen in Shorts und Sandalen durch die marmorverkleideten Hallen der Top-Hotels schlurfen, dürfte für viele Hoteliers ein Alptraum sein. Und es könnte das Image Dubais schädigen. Bei den Vergünstigungen handele es sich indes um zeitlich begrenzte Angebote und nicht um definitive Preisabschläge, entgegnet Kaselitz: Dies zeige, dass das Emirat nicht zu einem Günstigziel werde, sondern das Preisniveau längerfristig hochhalten wolle.

Jedoch: Die Zeiten, in denen man das Geld nur so zum Fenster rauswarf, sind wohl auch vorbei – und Festivitäten wie die Eröffnung der Insel „The Palm Jumeirah“ im November nicht mehr ganz en vogue. Bei der dekadenten Sause zündete man das größte Feuerwerk der Welt – in 15 Minuten gingen mehrere Millionen Dollar buchstäblich in Rauch auf. Allein vier Millionen Dollar soll Sängerin Kylie Minogue für ihren Auftritt erhalten haben. Aber die Scheichs, das hat ihr rasanter Aufstieg gezeigt, sind wandlungsfähig. Es bleibt also spannend am Golf.
Heiko Reuter
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