China

China: Unters Volk gemischt

Bunte Bänder gehören im Reich der Mitte ebenso zum Frühsport wie Tango oder Tai-Chi.

Bunte Bänder gehören im Reich der Mitte ebenso zum Frühsport wie Tango oder Tai-Chi. Foto: fh

Wie man als Tourist ganz einfach mit Einheimischen in Kontakt kommt

Viel Zeit haben die meisten Touristen nicht. Zwischen Verbotener Stadt, Himmelstempel und den anderen Sehenswürdigkeiten bleiben nur magere Stunden, in denen sie alleine in die fremde Welt vor dem Hotel ausschwärmen können. Macht nichts, denn der Alltag der Chinesen liegt immer nur ein paar Schritte entfernt in die nächste Seitengasse hinein.

Spaziergang im Park
Willkommen im Freiluftwohnzimmer: In den öffentlichen Grünanlagen findet nach wie vor die Freizeit vieler Chinesen statt – von verschiedenen Singgruppen, ja ganzen Orchestern bis zu Senioren-Schachturnieren. Die meisten Wohnungen sind viel zu klein, um Freunde zu Hause zu bewirten. Vor allem nach Büroschluss und am Wochenende scheinen alle Großstädter im Park unterwegs zu sein. Tanz in den Morgen
Die Chinesen sind ein Volk von Frühaktivisten. Schon in der Dämmerung treffen sich viele Menschen auf öffentlichen Plätzen, am Shanghaier Bund oder dem Pekinger Kohlehügel und schwofen zur Musik aus dem Ghettoblaster. Fünf Meter weiter schwingen andere Besucher bunte Bänder oder üben Tango. Fasst sich der Ausländer ein Herz und macht mit, wird er mit großem Hallo aufgenommen. Shanghai Night Fever
Jahrzehnte musste China auf Diskotheken verzichten, jetzt gibt es sie an jeder Ecke – so gut besucht wie ein Münchner Trendschuppen am Samstagabend. Je nach Publikum schwingt man das Tanzbein zu aktuellem Kanto-Pop oder den westlichen Charts. Und mit ein wenig Glück ist auch „Macarena“ dabei, das nirgendwo sonst mit so viel Einsatz getanzt wird. Ein Lied für Millionen
Quasi ein Muss ist das fernöstliche Freizeitvergnügen schlechthin: Karaoke! Mit der Ausrede „Ich kenne doch kein einziges chinesisches Lied“ ist bisher noch jeder Ausländer gescheitert, denn selbstverständlich gibt es in allen Salons auch englische Hits. Das Vorgehen ist einfach: Freunde im Plüschsessel platzieren und ab auf die Bühne. Feiglinge schauen erst einmal zu, wie zwei Tische weiter ein angesäuselter Geschäftsmann mit schief sitzendem Schlips „My Heart will go on“ in den Raum schmettert und beweist, dass mangelnde Musikalität kein Grund ist, das Mikro aus der Hand zu legen. Prickelnde Kopfwäsche
Zugegeben, es erfordert eine gehörige Portion Wagemut, sich in einem Land, dessen Sprache man nicht ansatzweise beherrscht, die Haare schneiden zu lassen. Sicherer ist die einfache Haarwäsche inklusive Kopfmassage. Besonders in Südchina ein einmaliges Erlebnis! Männer mit glattem Haar – nur wenige Friseure Chinas haben Erfahrung mit Naturkrause – und mit klassischen Vorstellungen in puncto Haarmode können sich auch ruhig mit der Schere bearbeiten lassen und sind für ein paar Cent gut bedient.
Françoise Hauser
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