Israel

Station der Seereisenden

Die Bahai-Gärten in Haifa sind nach Restaurierungsarbeiten nun wieder begehbar.

Das einstige Fischerdorf Haifa ist zentrale Anlaufstelle für Kreuzfahrer

Steinerne Zeugen in Caesarea. Fotos: IGTO, ld

Als Theodor Herzl, der Begründer des politischen Zionismus, 1898 die Stadt zwischen Berg und Meer besuchte, hatte er eine Zukunftsvision: "Riesige Linienschiffe liegen im Hafen vor Anker", schrieb er, "und der Berg Karmel ist übersät von beeindruckenden Villen."

Eine Vorhersage, die Wirklichkeit geworden ist. Das einstige Fischerdorf Haifa entwickelte sich nach Gründung des Staates Israel zum größten Hafen der Region. Hier landeten die Einwanderer aus Europa, überwältigt von der Lage an der Mittelmeerbucht, und beeindruckt vom Karmel, dem "Weinberg Gottes". Heute ist Israels Haupthafen ein wichtiger Umschlagplatz und ein attraktives Ziel für Kreuzfahrtschiffe.

Von der Unterstadt, dem Hafen und den arabischen Vierteln gelangt man über Treppenwege in das Hauptgeschäftszentrum in der mittleren Zone der Stadt, Hadar genannt. Und je höher es hinaufgeht zur Oberstadt, desto eindrucksvoller liegen die von Gärten umgebenen Wohnhäuser, die Hotels und Restaurants, von denen der Blick zum Meer hinunter grandios ist. Spazierwege führen zu den schönsten Sehenswürdigkeiten Haifas.

Auf der "Gelben Route" kommt man zu den weltberühmten "Hängenden Gärten" der Bahai und dem Mausoleum des Persers Sayyid Ali Muhammad, des Gründers der Religion. Seiner Lehre wegen wurde Bab, wie er sich nannte, 1850 im persischen Täbris hingerichtet. Die Gebeine des Bahai-Propheten ruhen in dem monumentalen Kuppelbau hoch über der Stadt, dem Wahrzeichen Haifas und seit 2008 Unesco-Weltkulturerbe.

Jenseits der Gärten stößt man auf die Deutsche Kolonie, eine prachtvoll restaurierte Siedlung der deutschen Tempelgesellschaft aus dem Jahre 1869. Heute sind in die schmucken Steinhäuser schicke Läden und Feinschmeckerlokale eingezogen. Haifa, mit 270.000 Einwohnern Israels drittgrößte Stadt, ist bekannt für die liberale Atmosphäre. Es gibt eine Universität, eine Technische Hochschule und eine wachsende High-Tech-Branche. Tage braucht man, um all die Museen zu erkunden. Lohnenswert ist ein Besuch des neogotischen Karmeliterklosters Stella Maris, von dem ein Fußweg hinab zur Höhle des Propheten Elias führt, der heiligsten jüdische Stätte in Haifa.

Die Hafenstadt ist auch Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung. Zum Beispiel nach Caesarea, eine der größten Städte der Antike. Die Ausgrabungen in einer Dünenlandschaft direkt am Meer vermitteln einen Eindruck davon, wie groß der Hafen in der Römerzeit gewesen sein muss. Gerade mal 23 Kilometer sind es bis Akko, einst die Hauptstadt eines mittelalterlichen Kreuzfahrerreiches. Die unterirdische Königsstadt mit riesigen Säulenhallen, Rittersälen und Geheimgängen ist eine Touristenattraktion. Heute bewohnen vor allem Araber die Altstadt. Sie ragt auf einer schmalen Landzunge weit ins Meer hinein, umrandet von Seemauern, auf denen man bis zum Wehrturm Burj el-Kummander entlang flaniert.
Lottemi Doormann
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