Dubai

Schwindelerregend essen

Gäste des Restaurants „At.Mosphere“ haben die gesamte Skyline von Dubai im Blick. Foto: hs

Ein Ortstermin im höchsten Restaurant der Welt

Dwayne Cheer ist ein Mann mit Weitsicht. Zumindest im Job: 58 Sekunden benötigt der Neuseeländer jeden Vormittag für den knappen halben Kilometer zur Arbeit - von der Lobby des Gebäudes aus in senkrechter Fahrt nach oben, ehe sich die Türen des Express-Lifts für ihn wieder öffnen und er über eine breit geschwungene Treppe an seinen hochglanzpolierten Arbeitsplatz zwischen Herdplatten, Barbecue-Grill und Kühlschränken spazieren kann.

Cheer arbeitet in einer fast rundum verglasten Panorama-Küche im 122. Stock des höchsten Gebäudes der Welt. Der Mann ist Executive Chef des Restaurants "At.Mosphere" im Mega-Wolkenkratzer Burj Khalifa in Dubai, verantwortlich für das richtige Aroma der Esskastanien-Suppe mit Trüffel-Mascarpone, für den perfekten Geschmack der pochierten Langustinos und dafür, dass die Filets vom Kobe-Rind auf den Punkt genau richtig gegrillt auf die Teller kommen.

Damit ihn der Blick nicht allzu sehr ablenken kann, ist die Küche mit ihren raumhohen Fenstern ins Landesinnere gewandt, wo sich der Horizont bald im Sand verliert. Die Aussicht aufs Meer ist den Gästen vorbehalten, die ihre Tische auf der Schokoladenseite der Etage haben und vom Platz aus auf das winzig wirkende Burj al-Arab herabschauen, auf The Palm und die baulich noch unvollendeten Aufschütt-Inseln von The World.

At.Mosphere, zweigeteilt in "The Grill" und "The Lounge", ist das mit Abstand höchste Restaurant der Welt - stattliche 92 Meter höher gelegen als der bisherige Rekordhalter, das drehende Restaurant im CN Tower von Toronto. Seit der Eröffnung im Januar ist es fast immer ausgebucht. Allenfalls mittags ist ab und zu ein freier Tisch im Grill zu bekommen, während für die Abende inzwischen eine Reservierung mit durchschnittlich etwa sechs Wochen Vorlauf erforderlich ist. Wer kurzfristiger auf die Idee kommt, dort essen gehen zu wollen, kann sich allenfalls auf die Warteliste setzen lassen - oder auf die größere Lounge ausweichen.

Für die Küche beider Teilbereiche ist Chef Dwayne verantwortlich, wobei der Grill das Edelrestaurant ist, wo die meisten der bis zu 80 Gäste mehrgängig genießen und über Stunden sitzen. Die Speisekarte in der benachbarten Lounge mit Platz für bis zu 170 Gäste ist weit weniger umfangreich, setzt eher auf Snacks und umso mehr auf Champagner, Weine, Cocktails und Longdrinks. Nachmittags dominieren dort Tee, Kaffee und Gebäck das Angebot.

Um der Nachfrage Herr zu werden und vor allem die überschaubare Zahl der Tische nicht durch reine Schaulustige zu blockieren, die über Stunden an einer Cola nippen und dazu allenfalls ein Eis für umgerechnet 15 Euro bestellen, gilt für jede an Speisen und Getränken pro Kopf. In der Lounge sind das 200, im Grill mittags 300 und abends 450 Dirham, was rund 40, 60 beziehungsweise 75 Euro entspricht. Zum Vergleich: Der reine Besuch der Aussichtsplattform des Burj Khalifa im 124.Stock schlägt mit 100 Dirham zu Buche.

Die Tische sind unerwartet großzügig gestellt, nicht eng aneinander gequetscht. Preislich beginnen die Vorspeisen bei umgerechnet 24 Euro und reichen bis 100 Euro für Tartar vom Angus- und vom Waygu-Rind mit Oscietra-Kaviar. Hauptgerichte beginnen bei 36 Euro für geschmortes provenzalisches Gemüse und reichen bis zum Lobster für 118 Euro. Beilagen schlagen extra mit acht, Soßen mit sechs Euro zusätzlich zu Buche.Wer sich näher über das At.Mosphere informieren möchte, kann auf die Website www.atmosphereburjkhalifa.com surfen.
Helge Sobik
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