Thailand

Im Longtail durch die Klongs

Die lachende Marktfrau freut sich über ihr Geschäft.

In Bangkoks Wasserstraßen hält sich noch das traditionelle Leben

„Straße“ in den Klongs. Fotos: ras

Es glitzert, glänzt und hupt in Bangkok. Hier ein neues Luxushotel, das entweder mit einer Bar oder einem Pool in schwindelerregenden Höhen um Aufmerksamkeit und Kunden heischt. Dort ein riesiges blankpoliertes Shoppingcenter wie das Asia Paragon, so sauber, wie mancher Urlauber seine Wohnung gerne hätte. Selbst das fernöstliche Einkaufsvergnügen Nachtmarkt - laut, ursprünglich und wuselig - gibt es seit Ende 2012 in weichgespülter Version: Der Asiatique am Ufer des Chao-Phraya-Flusses, erkennbar durch das hell leuchtende Riesenrad, bietet klimatisierte Verkaufsstände.

Auch im Backpacker-Paradies um die Khao San Road ist das 21. Jahrhundert mit voller Wucht angekommen. Neben günstigen Unterkünften reihen sich Internet-Cafés an Verkaufsstände, der rucksackreisende Shopper unterscheidet sich nur wenig vom Normaltouristen: Bikinis, Brillen, Rucksäcke, Handy-Chichi, gefälschte Ausweise.

Erstaunlich wenig hat sich dagegen in den letzten 25 Jahren im Gebiet der Klongs, der Kanäle, verändert. Rund 30 Kilometer Wasserwege durchziehen das Zentrum der thailändischen Hauptstadt, inklusive der Randgebiete sollen es sogar rund 300 Kilometer sein. Zwischen 10.000 und 20.000 Menschen sollen hier in meist zweistöckigen Holzhäusern entlang der Kanäle leben, einkaufen und zur Schule gehen.

Das Gros der Häuser modert vor sich hin, droht zu zerfallen. Doch verkaufen an jemanden, der das Haus aufrüscht und als Wochenendunterkunft nutzt, das kommt nicht für jeden in Frage. "Einige wenige warten auf ein besseres Angebot", erzählt Reiseführer Vuttikone Ruabruam bei einer Tour mit dem Longtail-Boot über die Kanäle. Aber für die meisten Bewohner ist das Haus ein Stück Familie, in dem schon die Großeltern gewohnt haben. "Viele können sich nicht vorstellen, in ein normales Wohnhaus in der Stadt zu ziehen," so der Guide.

Bei der Klongtour fährt man wie ein Beobachter an den Häusern vorbei. Besichtigen, wie es vielleicht in anderen Ländern möglich wäre, kann man sie nicht. Aussteigen darf man an dem ein oder anderen Künstlerhaus, das schon an den Klongs Einzug gehalten hat.

Auch bei den gesonderten Touren zu den "Floating Markets", bei denen Thais frische Waren wie Gemüse und Früchte von Boot zu Boot zu verkaufen, ist man stiller Beobachter - es sei denn, man möchte auch etwas kaufen. Das geht übrigens auch bei den mobilen Verkaufsbooten: Zumeist ältere Damen verkaufen den Touristen von ihrem Boot aus Dinge des täglichen Bedarfs wie Wasser zu kaum erhöhten Preisen gegenüber der Innenstadt.

Ein neues Longtail-Boat kostet in Thailand umgerechnet rund 12.500 Euro, aus zweiter Hand ist es ein Drittel günstiger. Eine Lizenz zum Fahren ist für rund 30 Euro zu haben. "Wir üben zu Hause, denn wir haben keine Fahrschule", sagt der Bootsführer, der bis heute keinen Autoführerschein besitzt.
Sylvia Raschke