China

Im Land der grünen Gipfel

Yangshuo ist Ziel der Ausflugsfahrt auf dem südchinesischen Fluss.

Südchina: Auf dem Li-Fluss von Guilin nach Yangshuo

Die zerklüfteten Karstkegel am Ufer machen den Reiz der Landschaft aus. Fotos: dk

Er schlängelt sich 437 Kilometer lang durch die Landschaft, die zu den schönsten Chinas zählt: der Li Jiang, oder Li-Fluss. Wirklich blau ist sein Wasser zwar nicht, sondern eher bräunlich grün, und wirklich einsam ist eine Fahrt auf ihm von Guilin nach Yangshuo auch nicht.

Denn etwa 10.000 Touristen begeben sich in der Hochsaison täglich auf die vierstündige Tour, fahren mit mittelgroßen Ausflugsschiffen oder kleinen, zu den Seiten offenen Holzbooten, einer Art Floß mit Außenbordmotor. Dennoch: Die Ufer rechts und links faszinieren, und das gemächlich durch zahlreichen Kurven gleitende Schiff lässt auf den mehr als 80 Kilometern Flussweg genügend Zeit, das Panorama zu genießen.

Sanft geschwungene Berge mit üppiger Vegetation begleiten die kontemplative Tour. Mal stechen einzelne graue Felsen wie überdimensionale Nadeln in den Himmel, mal reiht sich Kuppe an Kuppe. Kleine Wasserfälle stürzen sprudelnd von den Felsen hinab ins schlammige Wasser. Die Gegend strahlt im frischen Grün dichter Wälder und tropischer Pflanzen, der Süden Chinas ist warm und feucht. Ein Dunstschleier wabert über dem Li Jiang, auch inmitten der Natur ist der Himmel selten klar.

Mit etwas Glück entdecken Besucher die Kormoranfischer auf ihren schmalen Holzflößen mit traditioneller Tracht und der Holzstange, auf der die Vögel sitzen. Doch wie die Kormorane Fische fangen und wie sie ihnen aus dem Schlund wieder hervorgeholt werden, ist eher ein Schauspiel für die Abenddämmerung oder für etwas abgelegene Uferbereiche. Zu sehen sind sie auf jeden Fall in Yangshuo – als Touristenattraktion.

Die Landschaft um Guilin ist vor 200 Millionen Jahren durch tektonische Erhebung entstanden, die Karstberge haben im Laufe der Zeit bizarre Gestalt angenommen. Mit etwas Phantasie lassen sich in den Formationen Tiere erkennen, um viele dieser Felsen ranken sich Legenden. Nicht zuletzt, weil dort längst vergangene Dynastien ihre Spuren hinterlassen haben: aus ihrem Leben und ihrem buddhistischen Glauben. Während einer Schiffstour informieren Lautsprecherdurchsagen oder Audio-Guides über die sehenswerten, mystischen Berge rechts und links.

Yangshuo ist eigentlich ein idyllischer kleiner Ort, leider jedoch überschwemmt von Souvenirständen und touristischen Angeboten. Ein ausgiebiger Rundgang lohnt sich dennoch, es gibt auch abgelegene Ecken, wo sich in winzige, alte Häuser hineinschauen lässt und in das Leben wie vor Hunderten Jahren.

Fächer und anderes Kunsthandwerk werden verkauft, wunderschön bemalt und verziert, von broschenklein bis hin zum riesigen Wandschmuck. Durch die engen Gassen rumpeln Tuk-Tuks mit warmer Suppe. Alte Frauen sitzen auf den schiefen Steinstufen ihrer Häuschen, beobachten überrascht die Besucher, die sich dort abseits der Touristenströme bewegen.

Die sind normalerweise nur auf der Hauptstraße zu finden, inmitten des Überangebots von Seidenschals, Plastikfigürchen, Hüten, Taschen, Teppichen und Nippesfiguren. Aus großen Körben verkaufen Frauen frische Litschis (unbedingt probieren!), knallrote Chilischoten laden an Marktständen zu feurigem Genuss ein. Yangshuo hat zwei Seiten – beide lohnen entdeckt zu werden. Am besten bei einem längeren Aufenthalt als nur einer Tagestour.

Daniela Kebel
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