Oman

Beschauliches Muscat

Omans Hauptstadt beeindruckt durch Ruhe und Tradition

Am frühen Morgen geht die Sonne auf über dem sandfarbenen Hajar-Gebirge und taucht Muscat, die Hauptstadt Omans, in goldenes Licht. Die kahlen, steil aufragenden Berghänge begrenzen die Ausdehnung der 800.000 Einwohner zählenden Metropole auf der Landseite. Auf der anderen Seite branden die weiß schäumenden Wellen des Golfs von Oman an die Küste der beschaulichen Kapitale.

Muscat ist von Ausläufern des Gebirges durchsetzt. Die zur Hauptstadtregion zählenden Bezirke, Vororte und Nachbarstädte gehen nicht nahtlos ineinander über, sondern sind verbunden mit gut ausgebauten Straßen, die sich durch die schroffe Berglandschaft und entlang der Küste winden. Ganz im Gegensatz zu den himmelstürmenden Wolkenkratzern in Dubai oder Abu Dhabi ist Muscat von niedrigen Häusern und Villen, grünen Parks und Gartenanlagen geprägt.

Bei Neubauten seien maximal zwölf Etagen erlaubt, sagt Fremdenführer Ali Darwish. Und die Häuser müssten einheitlich weiß gestrichen werden. So erhebt sich in der zerklüfteten Stadtlandschaft nur ein einziges mittleres Hochhaus mit 18 Stockwerken. Pächter ist das Sheraton-Hotel, das nach einer mehrjährigen Geschäftspause und Sanierungsphase dieses Jahr wieder eröffnen will.

Auch sonst erinnert in Muscat wenig an eine moderne arabische Metropole. Statt Großstadthektik herrschen vielerorts Ruhe und sogar Stille. Nirgendwo sind große Leuchttafeln zu sehen, die für westliche Luxusgüter werben. Auch gigantische Shoppingmalls wie in Dubai gibt es nicht, stattdessen der in traditioneller islamischer Bauweise angelegte Mutrah Souq – der schönste und größte in Oman. Der teils überdachte Markt mit seinen zahlreichen verwinkelten Gassen ist eine Fundgrube für Antiquitäten, Silberschmuck und Weihrauch, dem nachgesagt wird, er sei der beste der Welt.

Der Souk ist nach der historischen Hafenstadt Mutrah benannt. Das Haupttor des Basars steht direkt an der Corniche. Diese ist gesäumt von Handelshäusern aus dem 19. Jahrhundert mit filigranen hölzernen Balkonen, Spitzbogenfenstern und Dachterrassen. Gegenüber im Hafenbecken liegt die im Sonnenlicht blendend weiße Yacht des Sultans von Oman vor Anker. Die Festungen Mirani und Jalali auf beiden Seiten der Hafeneinfahrt erinnern an die koloniale Vergangenheit. Sie wurden von portugiesischen Eroberern Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet.

Abgesehen von den Handelshäusern, die an Gebäude in Nordindien und Pakistan erinnern, und Festungen gibt es kaum alte Häuser in Muscat. Die Altstadt vor dem Sultanspalast musste repräsentativen Regierungsbauten weichen. Eines der schönsten Bauwerke nicht nur der Stadt, sondern auf der arabischen Halbinsel, ist die Sultan-Qabus-Moschee mit ihren fünf Minaretten. Sie bietet Platz für 15.000 Gläubige und ist die einzige Moschee des Landes, die auch von Nicht-Moslems betreten werden darf.

„Muscat ist das Tor zu Oman, wo der traditionelle Islam in seiner sanften Form bewahrt wird“, erläutert der Guide. Der Tourismus werde behutsam ausgebaut und spreche vor allem zahlungskräftige Gäste an. In der Tat: Im vergangenen Jahr bereisten 2,6 Millionen Gäste den Oman – acht Prozent mehr als 2011. 
Michael Winckler
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