Dubai

Hosenanzug und rosa Kopftuch

Pink unterwegs: Lisa ist seit einigen Monaten Frauen-Taxifahrerin in Dubai. Foto: ken

Ein Streifzug durch den Alltag der Frauen in dem Emirat  

„Das Frauenmuseum?“ Davon hat Lisa schon gehört. Weg und Adresse kennt die 25jährige Philippina, die seit drei Monaten in Dubai Taxi fährt, zwar nicht. Doch kein Problem: Das Smartphone hilft, schon drückt sie aufs Gaspedal.

Lisa steuert ein Taxi mit rosa Dach und befördert ausschließlich Frauen und Ehepaare. Da es für eine Emirati nicht schicklich wäre, allein zu einem Fahrer ins Taxi zu steigen, fahren eben Frauen. Solche speziellen rosa Taxis findet Lisa „normal“ und legt grinsend nach: „Wir fahren sicherer.“

Während der Fahrt zeigt sie, dass das nicht defensiv heißt. Einen Drängler weist sie resolut in die Schranken und über den Zebrastreifen lässt sie auch nicht jeden.Lisa ist Christin und trägt das rosa Kopftuch als Teil ihrer Uniform, einen Hosenanzug. Ob unter den 50 Kolleginnen auch Emiratis sind? „Nein, die arbeiten eher in der Regierung.“ Ob Lisa auch Kollegen der roten Taxis kennt? Auch hier ein „Nein“, obwohl beide Taxischlangen am Flughafen nebeneinander stehen. Doch ihre Freizeit verbringt Lisa in einem großen Freundeskreis, sie fühlt sich wohl am Persischen Golf.

Das Frauenmuseum liegt in einer Seitengasse im Stadtteil Deira, dort, wo noch keine Glitzerpaläste zeigen, wie hoch und originell Araber an den Himmel kratzen. Die Psychiaterin Rafid Obaid Ghubash hat das Museum in Eigeninitiative im Bait al Banat, dem „Haus der drei Mädchen“, gegründet. Warum die drei Schwestern einst zusammen wohnten, darüber breitet die Antwort „Sie hatten kein Glück“ den Mantel des Schweigens. So soll es mit den emiratischen Frauen aber nicht weitergehen, beschloss Ghubash und holte deren Rolle in der Gesellschaft Ende 2012 ans Tageslicht.

Im Frauenmuseum kommt man in Kontakt mit einheimischen Frauen, die man sonst höchstens in Begleitung shoppen sieht. Weibliche Emiratis stellen 66 Prozent der Regierungsangestellten, sind zu 30 Prozent Entscheidungsträger in der Wirtschaft und machen 22,5 Prozent der Nationalversammlung aus. Im Dienstleistungssektor mit Publikumsverkehr tummeln sich dagegen Expatriates wie Lisa, die mit dem verdienten Geld ihre Zukunft in der Heimat sichern will.

Zur Begrüßung geht es in den Salon nebenan zu Kaffee und Datteln. Die Frauen tragen die Abaya, einen schwarzen Mantel, und bedecken ihr Haar mit einem schwarzen Tuch. Für Gubash, die als Mitglied des World Future Council öfter nach Hamburg reist, ist das selbstverständlich: „Im Westen passe ich meine Kleidung den dortigen Sitten an.“

Sheikas als kritische Beraterinnen hinter den Kulissen, Wissenschaftlerinnen, Poetinnen, sogar einer Lastwagenfahrerin widmet sich das Museum. Masken, ein kostbares Hochzeitsgewand und Kosmetik zeigen den Frauenalltag von früher. Warum die Frauen hier in ihrer Freizeit anderen die Geschichte der Frauen in den Vereinigten Arabischen Emiraten näher bringen, erläutert die junge Forscherin Saedda Almarzooqi: „Hier kann ich gut mit Leuten aus anderen Ländern kommunizieren.“ Und vor der großen Bücherwand im dritten Stock sagt Gründerin Ghubash mit Nachdruck: „Wir zeigen hier, dass Frauen nicht nur Beauty-Salon und Mode können. Sie haben auch ein Gehirn!“
Karin Willen