Abu Dhabi: Am Drehort der neuen „Star Wars“-Episode
Sie haben alle Spuren beseitigt, das gewaltige Wrack des am Rande eines ausgetrockneten Salzsees bruchgelandeten Raumschiffs demontiert, die Hütten in der Nachbarschaft abgetragen, futuristische Sandgleiter wieder verschwinden lassen. Sie haben alle Kampfspuren beseitigt, die Roboter wieder mitgenommen, die Uniformen der imperialen Stormtrooper verladen und den geheimnisumwitterten Sandplaneten Jakku in den Outer Rim Territories des Alderan-Sternensystems wieder verlassen. So still und heimlich, dass kaum einer etwas davon mitbekommen hat – nicht hier unten in der Wüste Abu Dhabis ganz in der Nähe der Grenze zu Saudi-Arabien und nicht anderswo im Universum.
Volltreffer für Abu Dhabi
Ein paar Wochen lang haben die rotbraunen Dünen der Wüste Rub al-Khali dort den geheimnisumwitterten Sandplaneten gedoubelt, als gut 200 Kilometer von der Stadt Abu Dhabi entfernt viele Szenen für den neuen Star-Wars-Kinofilm „Das Erwachen der Macht“ gedreht wurden. Geblieben sind die Reste der über zwei Kilometer langen Straße ins Nirgendwo, die für die schweren Fahrzeuge der Kulissenbauer in nur zehn Tagen ins Nichts planiert wurde und die sich jetzt der Sand zurückholt.
Für Abu Dhabi ist es ein Volltreffer, dass die Leute aus Hollywood nicht weit vom luxuriösen Wüstenhotel Qasr Al Sarab von Anantara gedreht haben. Denn der Film wird die Bilder dieser rotbraunen Dünen in alle Welt tragen. Und es gibt keine bessere Tourismuswerbung als ein Filmprojekt von diesem Kaliber.
Am 17. Dezember läuft die insgesamt siebte Folge der Sternenkrieger-Saga an und der Hype im Internet ist längst völlig entfesselt: Über 50 Millionen Mal wurde der neueste Trailer auf You Tube geklickt – binnen der ersten 24 Stunden.
Warum die Leute um „Star Wars“-Erfinder George Lucas, Regisseur J. J. Abrams und Produzent Disney sich für Abu Dhabi entschieden haben, obwohl bislang in Tunesien gedreht wurde? Weil es anders aussehen sollte als auf dem bisherigen Sandplaneten Tatooine. Weil Jakku ein neuer Planet im „Star Wars“-Universum ist. Weil diese Wüste so schön ist. Und nicht zuletzt auch, weil die Filmförderungsbehörde des Emirats 30 Prozent der Produktionskosten erstattet.
Diskretion ist Trumpf
Wie das so war mit den Stars, mit Daisy Ridley als Sandplaneten-Kriegerin Rey, mit John Boyega als Stormtrooper Finn? Ob sie nach den Drehs im Pool mit Dünenblick planschten, wenn abends endlich alle Raumschiffe geparkt und die Kameras ausgeschaltet waren? In dem Anantara-Hotel ist die Antwort auf all die Fragen bloß ein sehr freundliches Lächeln. Dabei ist es längst offenes Geheimnis, dass die Hollywood-Crew über Wochen hier einquartiert war. Größte Diskretion aber ist Trumpf.
Wenn Paul Baker, Leiter des Filmförderungsbüros von Abu Dhabi, zum Sandplaneten Jakku durchgestartet ist, brauchte er keinen X-Wing-Fighter, Millennium Falcon oder anderes Raumschiff. Ihm reichte für diese Reise sein in die Jahre gekommener, weißer Peugeot: „Über Star Wars spricht man auch in einer Generation noch“, ist er sich sicher. Und über die Drehorte: „Wissen Sie“, sagt Baker, „das hier ist das Land der arabischen Geschichtenerzähler. Das wollen wir am Leben halten, auf diesen Traditionen aufbauen. Und wir wissen, dass das Lagerfeuer von heute der Kinosaal ist.“