Indonesien

Sumba: Blut und Spiele

Nachhaltig: Das Nihiwatu Resort wurde von einem deutsch-amerikanischen Paar gegründet

Archaische Riten und sanfter Tourismus auf der Insel Sumba

In den traditionellen Bambushütten leben Tiere, Menschen und Geister unter einem Dach. Fotos: mk

Blut, überall Blut. Es färbt den Sand des sonst staubtrockenen Bodens zu rotem Schlamm. Barfuß waten die Männer darin. Viel mehr ist nicht mehr zu sehen vom Schlachttag in Waihola. Die zwei Büffel haben sie inzwischen längst direkt auf dem Dorfplatz zerlegt, der Festplatz, Versammlungsort und Begräbnisstätte zugleich ist. 
Dort befinden sich auch einige der für Sumba typischen Megalithgräber, die aussehen wie große Steintische. Je nach Status des Verstorbenen sind sie mal mehr, mal weniger reich mit Ornamenten verziert. Früher stellten sie hier auch die Köpfe ihrer Feinde zur Schau. Erst seit 1962 ist auf Sumba die Kopfjagd offiziell verboten. Manche Dörfer liegen jedoch so abgelegen, dass verfeindete Clans ihre oft blutig endenden Stammesfehden noch immer lieber unter sich austragen oder sich auf martialisch anmutenden Reiterveranstaltungen rituelle Schaukämpfe liefern. 
Dank der abgeschiedenen Lage haben auf Sumba, das nur etwa halb so groß wie Hessen ist und etwa 600.000 Einwohner hat, viele archaische Traditionen überlebt. Magische Kräfte sind hier seit jeher von größerem Einfluss auf das Leben als die sichtbaren. 
Marapu heißt der weitverbreitete Glaube an Götter, Geister und Ahnen, der sich sogar in der Architektur niederschlägt. Die mit Gras gedeckten Bambushütten mit ihren typischen hutähnlich aussehenden Dächern sind ein verkleinertes Abbild des Kosmos. Ganz unten zwischen den Stelzen leben die Tiere, im Mitteltrakt die Menschen und unter den Dächern die Marapu. Hier oben werden deshalb auch wertvolle Gegenstände wie Schmuck und Ikats aufbewahrt. Für diese Webarbeiten bedarf es oft monatelanger Handarbeit.
Nur eine Flugstunde von Bali
Sumba liegt gerade mal eine Flugstunde von Indonesiens Touristenzentrum Bali entfernt, dennoch ist das Leben hier noch so archaisch wie in der Steinzeit. Genau nach so einem Ort haben Claude und Petra Graves lange gesucht. Der gebürtige Amerikaner und seine Frau, die aus Frankfurt stammt, waren schon viel in der Welt herumgekommen, als es sie 1988 nach Nihiwatu zog. Es wurde der Ort, an dem sie leben wollten, weil er sich für den Bau eines umwelt- und sozialverträglichen Resorts eignete. 
Die Bauarbeiten am Nihiwatu Resort brachten den Dorfbewohnern die ersten Arbeitsplätze. Inzwischen sind 32 Villen ausschließlich aus lokalen Materialien entstanden. Den Energiebedarf deckt eine Biodieselanlage, die mit Kokosöl betrieben wird. Bald stellte sich jedoch heraus, dass der Gewinn, den das Resort abwarf, nicht ausreichte, um die Lebensbedingungen in den Nachbardörfern nachhaltig zu verbessern. „Armut bedeutet hier weit mehr, als nur zu wenig Geld zu haben“, sagt Claude. 
Eine Stiftung sorgt für Schulen und Kliniken
Die Idee, eine Stiftung zu gründen, entstand aus Frust darüber, dass die Menschen hier nicht einmal das hatten, was für die meisten von uns selbstverständlich ist: genug Wasser, eine Krankenstation, eine Schule, einen Job. Dies war der Beginn der Sumba Foundation, einer gemeinnützigen Stiftung, die seit 2001 unabhängig vom Nihiwatu Resort Hilfsprojekte auf den Weg bringt. 
Bisher wurden 60 Quellen erschlossen, 16 Grundschulen gebaut, fünf Kliniken unterhalten und Malaria-Erkrankungen um 85 Prozent reduziert. Die Finanzierung solcher Projekte braucht natürlich vor allem zahlungskräftige Kundschaft. Im Resort wohnen deshalb Gäste, die bereit sind, ab 1.000 Euro pro Tag und Villa auszugeben.

Margit Kohl

Reisen nach Sumba
Sumba gehört zu den kleinen Sunda-Inseln, zu denen auch Bali, Lombok, Flores, Komodo und Sumbawa zählen. Bei Marco Polo gibt es die individuelle Rundreise „Insel-Hopping zu den Urzeitechsen“ mit drei Nächten auf Sumba. Individuelle Touren sind auch bei Comtour buchbar. Der Spezialist Dimsum Reisen hat eine einwöchige Sumba-Tour als Baustein im Programm (www.dimsumreisen.de). Weitere Infos: www.nihiwatu.com, www.sumbafoundation.org.

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