In Tel Aviv wird viel und kräftig gefeiert, in Jerusalem geht es vor allem um Religion, Kultur und eine große Vergangenheit
Es klang irgendwie bekannt und erinnerte eher an eine amerikanische Metropole, als unser Begleiter Baruch auf der Fahrt vom Flughafen Ben Gurion nach Tel Aviv – der ersten Station unserer Israel-Reise – erklärte: „Das ist die Stadt, die niemals schläft.“ Wenige Stunden später, nachdem wir uns in dem kleinen Boutique-Hotel in unmittelbarer Nähe des Hafens eingerichtet hatten und in das Nachtleben eintauchten, stand fest: Der Mann hat Recht.
Wo tagsüber in den Gassen der sehr sehenswerten Altstadt an Marktständen so ziemlich alles zu haben ist, was man vorschnell als „Flohmarktklüngel“ abtut, da feiert eine junge Generation ‧sraelis sich selbst und das vorzugsweise mit Freunden aus dem Ausland. Es wirkt nicht wie in Szene gesetzt, sondern es ist einfach authentisch, wenn in der einen Ecke Musik aus Israel, daneben arabische Klänge und etwas weiter griechische Musik zu hören und zu sehen ist – getanzt wird nämlich auch auf der Straße. Da sind viele darunter, die tagsüber in der Stadt arbeiten, dann schnell nach Hause fahren und noch schneller wieder zurückkommen – der Verkehrsstau hat hier System.
Am 30. Juni feiern die Menschen in Tel Aviv im wahrsten Sinne des Wortes „die ganze Nacht“, denn es ist „White Night“ und erhebt die Stadt zur Party-Metropole am Mittelmeer. Die Geschäfte, Museen und Clubs sind dann noch länger als üblich geöffnet. Der Anlass dafür ist die Ernennung zum Weltkulturerbe vor 15 Jahren. Damals wurde die erste weiße Nacht gefeiert, in der viele der zahlreichen Gebäude im Bauhaus-Stil angestrahlt werden.
Doch gefeiert wird in dieser weltoffenen Stadt das ganze Jahr über. So wundert es nicht, dass sich hier eine Schwulen- und Lesben-Szene trifft, die mit einer eigenen Parade in die Öffentlichkeit geht.
Zum „Must-have-Seen“ gehören aber unbedingt auch Hotspots wie der Rothschild-Boulevard mit einzigartigen Bauhaus-Gebäuden, das renovierte Neve-Tzedek-Künstlerviertel mit der bekannten Gestalterin Suzanne Dellal, der Ausflug zum nahe gelegenen Jaffa mit der historischen Hafenanlage und natürlich ein Besuch im Restaurant Dr. Shakshuka, welches in Deutschland durch die Sendung Kitchen Impossible“ bekannt wurde.
Dagegen wird die Stadt Jerusalem immer geprägt sein von den bekannten Heiligen Städten, der Via Dolorosa, der Klagemauer, dem Felsendom und der Grabeskirche. Aber daneben hat sich längst eine ganz andere Szene entwickelt. Die wird von Gästen besucht, die nicht als Pilger oder Studienreisende kommen.
Allein das Israel Museum wäre einen ganztägigen Besuch wert, aber es gibt auch die Märkte wie etwa den Mahane Yehuda Food Market oder den arabischen Markt und – es mag überraschen – ebenfalls eine umfangreiche Clubszene und Konzerte aller Musikrichtungen.
Besonders spektakulär ist die gigantische Lichtinstallation, die auf der Mauer des alten Teils Jerusalems seit dem 24. Mai für zwei Monate zu sehen ist. Damit gedenkt die Stadt der Eroberung der „Western Wall“ und des Jüdischen Viertels aus der Hand der Arabischen Legion Jordaniens vor 50 Jahren. Im Verlauf dieses Jahres folgen noch zahlreiche Aktivitäten, welche die Feierlaune der ausländischen Gäste am Leben halten.