Dubai

Dubai: Heiß auf Eis

Das sind die frostigen Plätze des Emirats

Auch das ist natürlich eine Erklärung, warum jetzt hier, wo die Natur eigentlich nur Sand vorgesehen hat und die Sonne brennen lässt, plötzlich Schnee liegt. „105.243 Eisbären“, sagt Fiona Duvivier zu den großen Augen, die ihr an den Lippen hängen, und zeigt nach oben, Richtung Plastikhimmel. „Die leben alle unterm Dach und schütteln sich nachts ihr Fell aus. Deswegen ist es hier weiß und kalt.“

Sechs kleine Köpfe nicken stumm. Dann folgen die Skischüler der jungen Schottin durch die Drehtür in ein Winter-Wunderland. Dort üben sie im Schneegestöber, und ihre Eltern balgen sich wie Paparazzi um das beste Bild.

Derweil flitzen nebenan Cracks auf Rocker-Skis und Snowboards die Pisten runter. Heiß auf Eis: Das gilt in der Wintersporthalle Ski Dubai an sämtlichen 365 Tagen im Jahr.

Minus sechs Grad in der Eishöhle
Und es gibt noch mehr frostige Dinge, die man in Dubai machen kann, wenn draußen die Temperaturen steigen: Etwa in die Times Square Mall fahren, sich dort eine Winterjacke ausleihen und damit die Chill-out-Lounge besuchen.

In der funkelnden Eishöhle herrschen konstant minus sechs Grad. Alkoholfreie Drinks werden serviert, darunter ein kunterbunter Fruchtsaft-Mix in einem ausgehöhlten Eisquader. Und natürlich gibt es auch heiße Schokolade.

Alternativ kann man nach der Besichtigung des Wolkenkratzers Burj Khalifa nebenan in der Dubai Mall für umgerechnet 14 Euro auf der Eislaufbahn seine Runden drehen. Die hat olympische Dimensionen, hilfreiche Instruktoren und nachts Partys mit DJs. Nur seine Eisprinzessin knutschen darf man hier leider nicht – in den Emiraten ist der Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit verboten.

Dubais coolstes Winterspektakel bietet jedoch die Mall of the Emirates mit der Skihalle Ski Dubai. Skilehrerin Fiona Duvivier trifft hier auf ein breites Spektrum an Gästen. „Es gibt Cracks, die beim Slalom auf der schwarzen Piste an ihrer Technik arbeiten. Es gibt Expats, die regelmäßig in den Schnee wollen. Und es kommen natürlich auch viele Touristen – für die ist es eine spannende Abwechslung zu Hitze und Sand.“

Übernachten kann man hier auch. Kempinski hat mit dem legendären Grand Hotel des Bains in St. Moritz viel Schnee-Erfahrung.

Chalets mit Pistenblick
Die Alpen konnten die Designer zwar nicht nach Dubai verpflanzen. Den Winter ins Haus holen sie im Kempinski Hotel Mall of the Emirates aber trotzdem. Und zwar in 15 so genannten „Aspen Chalets“: Holzbalken an der Decke, Wände aus Kalksteinbrocken, kuschelige Sofas – vor allem aber ein riesiges Fenster vom Fußboden bis zur Decke, durch das man auf die Pisten von Ski Dubai blickt.

Die Skihalle ist 25 Stockwerke hoch und 80 Meter breit. Es gibt fünf Abfahrten, die längste zieht sich über 400 Meter. Etwa 49 Euro kostet der Spaß. Wer nicht mit der Zipline „Snow Bullet“ über das Terrain sausen will, kann sich im Indoor-Schneepark austoben. Dort trifft man mehrmals täglich auch auf Esels- und Königspinguine. Die leben in einem Gehege, das Kinder bei Spezialtouren erkunden – einmal in der Woche darf man als Erwachsener sogar mit ihnen schwimmen – zum stolzen Preis von umgerechnet 120 Euro.

Beim eigentlichen Skifahren (den Höhenunterschied von 60 Metern schaffen geübte Sportler in 25 Sekunden) darf man sich gut behütet fühlen: Die Leihausrüstung ist gepflegt, die Piste gut präpariert und meist so gut wie leer. Lawinen gibt es keine, nur auf halber Höhe das vermutlich ohne Ironie so benannte „Avalanche Café“, wo es alkoholfreien Glühwein gibt – und Heizpilze, sollte es einem dann doch zu kalt werden.
Helge Bendl