Singapur

Singapur: Großstadt mit Auslauf

Auf Augenhöhe mit den Affen: der Canopy Walk Foto: olli0815/istockphoto

Die Metropole ist erfinderisch, wenn es um Grünflächen geht

Southern Ridges, also „südliche Bergrücken“, das klingt nach Wildnis und festem Schuhwerk, nach einsamen Wegen und langen Wanderungen. Letzteres ist immerhin richtig, obwohl die Southern Ridges mitten im Stadtstaat Singapur liegen, der zugegebenermaßen nicht für seine Gebirge bekannt ist. Andererseits wirken bis zu 70 Meter Höhe auf einer sonst flachen Insel ganz ordentlich hoch. 

Wer die Southern Ridges auf der Karte sucht, findet sie an der Küste im Südwesten des Stadtstaats: ein schmaler, grüner Streifen, der sich über zehn Kilometer Länge vom Mount Faber bis weit in den Westen zieht. Schon die Form lässt ahnen, dass dahinter eine interessante Geschichte steckt.

Aus fünf mach eins

Inmitten einer Großstadt große neue Naturflächen zu schaffen, ist erst mal gar nicht so einfach. Dass dies in Singapur immer wieder gelingt, ist einigen Tricks zu verdanken. Zum Beispiel dem Kniff, vorhandene Parks miteinander zu verbinden. 
Mount Faber Park, Telok Blangah Hill Park, Kent Ridge Park, West Coast Park und Labrador National Park wurden im Jahr 2009 zu einem geschlossenen Grüngebiet vereint. Singapur-Reisende mit etwas älterem Kartenmaterial stürzt die Suche nach den Southern Ridges daher erst einmal in Verwirrung. 
Aber auch vor Ort staunt der Besucher nicht schlecht. Weil es ohne den Hang zum Perfektionismus einfach kein typischer Singapurer Park wäre, haben sich die Planer bei den Verbindungsstücken allerhand Extras ausgedacht: Die Verbindung vom Mount Faber Park zum Telok Blangah Hill Park führt beispielsweise über die Henderson Waves. Die 36 Meter hohe, verwegene Holzkonstruktion ist nicht nur die höchste Fußgängerbrücke Singapurs, sondern bietet auch einen guten Blick über die Stadt und die vorgelagerten Inseln. 

In den Baumwipfeln

Wenig später verpasst der 1,3 Kilometer lange Forrest Walk durch die Baumwipfel mit seinen Bodengittern Besuchern mit Höhenangst schwache Knie, lässt der Canopy Walk für einige Minuten erahnen, wie die Insel ganz ohne Menschen aussehen könnte, auch wenn die Skyline Singapurs durch die Blätter blitzt.
Jogger und Wanderer – auch die einheimischen – lieben die Southern Ridges: Mit ihren Steigungen sind sie durchaus anspruchsvoll, aber dank der ausgebauten Wege gut zu bewältigen. Rechts und links gibt es nicht nur Skyline zu sehen.
Mit ein wenig Glück turnen am Canopy Walk die Affen durch die Bäume, kriecht im Kent Ridge Park ein zwei Meter langer Waran über den Weg, trifft man in den Mangroven des Labrador Parks auf Schlammspringer, die aus ihren skurrilen Schlammbauten schauen. All das zum Sound des oft ohrenbetäubenden, tropischen Vogelgezwitschers und Grillenzirpens. 
Mit der einen oder anderen Pause zieht sich die Wanderung über gut vier Stunden, wobei der Ein- und Ausstieg nahezu überall möglich ist. 
Infos und genaue Karten gibt es bei der Urban Development Authority unter www.ura.gov.sg/uol/publications im Bereich Lifestyle Reads unter „Walking Maps & Trails“.
Francoise Hauser