Kunterbunte Festivals auf der Paradiesvogel-Insel
Wenn der Wald den Atem anhält, erklingen die Stimmen der Vorfahren. Aus dem von Wolkenfetzen umarmten tropischen Grün ist kein Zwitschern, kein Krächzen und Kreischen mehr zu hören. Jetzt werden die Kundus geschlagen, Instrumente aus Dschungelholz und Echsenhaut. Man erzählt sich, durch ihren Klang sprächen die Ahnen. Das Trommeln verschmilzt zu einem pochenden Rhythmus. Dann stehen plötzlich wundersame Wesen auf der von Schmetterlingen umtanzten Lichtung.
Behütet von Perücken führen die Trommler die Prozession an. Es sind Waldgestalten, die ihre Gesichter mit Farnen und Blättern verziert haben. Abgesehen von wippenden Baströcken tragen sie keine Kleidung, und stellen ihre lehmverschmierten Oberkörper zur Schau. Es ist der Auftakt zu einer Parade mit Verkleidungen aus dem Kostümverleih von Mutter Natur.
In Papua-Neuguinea, dem Land im Osten der zweitgrößten Insel der Erde (der Westen gehört zu Indonesien), fühlt man sich auch im 21. Jahrhundert recht weit weg vom Rest der Welt. An der Küste liegen Mangrovensümpfe und Regenwald, im Landesinneren erhebt sich ein Gebirge mit Tälern und schroffen Spitzen. 750 Völker mit eigenen Sprachen soll es hier geben.
Im August und September versammelt man sich, um in Mount Hagen und Goroka ein „Sing Sing“ zu feiern. Ursprünglich waren die Events mit Hunderten Teilnehmern dazu gedacht, die Kopfjäger und Menschenfresser zur friedlichen Lösung ihrer Stammesfehden zu bewegen. Heute geht es darum, dass die Kultur nicht in Vergessenheit gerät.
Teenager, die sonst Trikots aus Kleiderspenden tragen, legen ihre Kleidung ab und verwandeln sich in die Gestalten aus den Legenden. „In einer Höhle bei unserem Dorf sollen Geister leben, die Menschen fressen“, erklärt Peter Kawage sein gespenstisches Aussehen: Er hat sein Haar abgeschnitten und sich mit Hilfe von Holzkohle und weißer Asche in ein Skelett verwandelt.
Die Naturwesen sehen schon furchterregend aus. Anschließend ist man wirklich von allen guten Geistern verlassen: Schlammdämonen mit Masken und Bambusfingern rennen kreischend heran. Selbst die Männer vom Stamm der Foi, erst in den 1930er Jahren „entdeckt“, haben sich herausgeputzt: Sie mischen Pflanzenfarben mit dem Öl des Kara’O-Baumes. Mit roter Farbe und einem Haarreif aus dem Schwanz eines Streifenbeutlers schmücken sich gestandene Männer.
In Kriegsbemalung schwingen die Kämpfer ihre Äxte. Arrangements aus Papageien- und Paradiesvogelfedern krönen die Köpfe. Die Klauen und Knochen von Kasuaren werden durch Ohren und Nasen gestochen.
Auch die Perückenmänner vom Stamm der Huli, die ihr kunstvoll aufgetürmtes Haar als junge Männer aufsetzen und ihr ganzes Leben lang nicht mehr abnehmen, tanzen über den Rasen wie balzende Paradiesvögel: Es ist ein kunterbunter tropischer Karneval. Veranstalter wie etwa Best of Travel Group, Ikarus Tours und Studiosus organisieren passende Gruppenreisen zu den Feierlichkeiten.