Abu Dhabi

Sir Bani Yas: Einzigartiges Reservat

Mit dem Jeep fahren Gäste vorbei an großen Tierherden. Foto: Abu Dhabi Tourismus

Die Insel ist Touristen-Attraktion und gleichzeitig ein weltweit beachtetes Wildlife-Projekt

Stars auf Sir Bani Yas: die Geparden Gibs und Gabriel. Bild: cs

Die Landschaft gewährt weite Blicke. Bild: Anantara Hotels&Resorts

Ein Funkspruch ändert wirklich alles: Gibs und Gabriel wurden im Osten der Insel gesichtet. Eigentlich war die Hoffnung schon dahin, die beiden Geparden noch zu Gesicht zu bekommen. Jetzt heißt es, Gas geben. Der Jeep rast an Antilopen, Gazellen, Emus, Pfauen, Flamingos, Bergschafen und Giraffen vorbei.

Heimat für 15.000 Tiere

 Insel, Sand, afrikanische Tiere? Das hier ist keine gewöhnliche Pirschfahrt und gewiss kein Safari-Land. Das Gefährt ist auf Sir Bani Yas unterwegs, einem 87 Quadratkilometer großen Eiland vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate, rund 250 Kilometer westlich der Hauptstadt Abu Dhabi. Die Insel ist ein einzigartiges Naturreservat mit 170 Vogelarten und rund 15.000 Tieren. Viele von ihnen hätten keine Chance, ohne menschliche Hilfe in der Wüstenregion zu überleben.

Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan, Staatengründer der Vereinigten Arabischen Emirate, hatte einst exotische Tiere von anderen Herrschern geschenkt bekommen. Da er die Geschenke nicht zurückweisen und die Lamas, Giraffen und Antilopen auch nicht in einen Zoo unterbringen wollte, überlegte er, wie und wo er den Tieren ein Zuhause geben könnte. So startete er vor rund 40 Jahren auf Sir Bani Yas, der größten naturbelassenen Insel der Emirate, das Wildlife-Projekt und schuf dort zugleich einen privaten Erholungsort. Jahrelang gab es nur Touristen auf Sir Bani Yas, die im Insel-Resort der Anantara-Hotelkette eincheckten. Seit Ende 2016 ankern auch Kreuzfahrtschiffe von MSC und Costa für Tagesausflüge.

Wir halten Kurs auf die Geparde und blicken dabei auf Weihrauchbäume, Mangroven und Schirmakazien. Drei Millionen Bäume hat man in den Inselsand gegraben. Es laufen Feldversuche mit Erdbeerpflanzen, Oliven- und Zitronenbäumen, an denen sogar gelbe Früchte hängen. Wissenschaftler wollen eruieren, ob es Chancen gibt, in dem Wüstenstaat Landwirtschaft zu betreiben. Abgesehen von Ausnahmen wie Datteln und Kamelmilch müssen sämtliche Nahrungsmittel importiert werden.

Für die Versuche wurden sogar Erde und Bodenproben aus Europa und Afrika herübergeschifft. Sir Bani Yas ist das vermutlich größte Versuchsobjekt der Welt. Vor der Küste laufen Untersuchungen, wie man Inseln und Festland vor Unwettern, Sturm und Erosion schützen kann. Aber die größten Projekte drehen sich um die Tiere.

Geparde zur natürlichen Auslese

Mehr als 30 unterschiedliche Tierarten leben auf Sir Bani Yas unter der Aufsicht von Veterinären und Pflegern, zum Teil in durch Zäune getrennte Zonen. Weil sich vor allem die Gazellen ohne natürliche Feinde ungebremst vermehrten, ordnete die Parkverwaltung vor einigen Jahren eine natürliche Auslese an und brachte Geparde auf die Insel, die schnell Nachwuchs bekamen und damit als sozialisiert gelten. Und so gibt es für uns das Happy End: Gibs und Gabriel, die Nachfahren der Ur-Geparde, laufen tatsächlich noch vor unsere Kameralinse.

Christian Schreiber
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