Palästina

Wo Herodes seine Paläste baute

Grab von Johannes dem Täufer in Sebastia

Grab von Johannes dem Täufer in Sebastia

Der Tourismus nach Palästina liegt nach wie vor im Dämmerschlaf – das soll sich ändern

Taufstelle am Jordan nahe Jericho

Taufstelle am Jordan nahe Jericho. Fotos: mg (2), Ploetzgen

Noor Mahmoud ist eine der ersten muslimischen Reiseführerinnen in Palästina

Noor Mahmoud ist eine der ersten muslimischen Reiseführerinnen in Palästina

Die politische Situation ist das eine, die Werbung das andere. „In Palästina gibt es viele kleine Reiseagenturen mit tollen Produkten. Aber es fehlt das Geld – sowohl für Reservierungssysteme als auch für das Marketing“, sagt Ashraf Bakri, Chef des Gästehauses Auberge Inn in Jericho und als IT-Experte Kopf der Initiative Hantourism.com.

Die hat sich dem „Community based tourism“ verschrieben und arbeitet daran, immer mehr Palästina-Produkte online buchbar zu machen. Zielgruppe sind Reisende, die auf ihrer Israel-Reise auch dem Heiligen Land hinter der Trennungsmauer einen Besuch abstatten wollen.

Katalog für Reisebüros

Für Touristen ist das einfacher als gedacht: Im Gegensatz zu den Einheimischen dürfen sie in Palästina frei reisen. Die Eingrenzung in A-, B- und C-Sektoren, die die Bewegungsfreiheit sowohl von Palästinensern als auch von Israelis einschränkt, spielt für sie kaum eine Rolle.

Genauso wichtig: Touristen sind überall gern gesehen. Das gilt nicht nur in Gästehäusern, Museen und Ausgrabungsstätten, sondern auch außerhalb der touristischen Highlights. Und die Sicherheitslage ist gut: Wenn es zurzeit Spannungen gibt, dann entlang des Gaza-Streifens. Und der ist für Touristen ohnehin ein No-Go.

In den Regionen Judäa und Samaria nördlich und südlich von Jerusalem, oft auch als Westbank bezeichnet, sieht die Lage gänzlich anders aus. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die Holy Land Incoming Tour Operators Association (Hlitoa), der ASR und die Reisebüro-Kooperation TSS haben deshalb eine bislang einzigartige Initiative gestartet und einen 145 Seiten starken Katalog für deutsche Reise-büros aufgelegt. Neben Touren durch Israel und Jordanien werden darin auch die Highlights der palästinensischen Autonomieregionen präsentiert. „Wir haben weit mehr zu bieten als Bethlehem. In Deutschland ist das leider kaum bekannt“, sagt Hlitoa-Direktor Ihab Jabari.

Sehnsucht nach Besuchern

Die Vielfalt der Angebote ist gewaltig – und die Sehnsucht nach Besuchern groß. „Palästina hat aufgrund der politischen Situation keine Chance, eine Industrie aufzubauen und die Wirtschaft voranzubringen. Der Tourismus ist für uns deshalb besonders wichtig“, sagt Tony Khashram, Geschäftsführer der Agentur Aeolus Tours und Vize-Chef bei Hlitoa.

Die Voraussetzungen seien sehr gut, verweist er unter anderem auf Wander-, Reit- und Fahrrad- Tourismus, Studienreisen in die Altstädte von Hebron und Nablus sowie zu antiken Ausgrabungen wie den Palästen des Kaisers Herodes in Jericho und Sebastia, Touren zu malerisch gelegenen griechisch-orthodoxen Klöstern, Tauf-reisen an den Jordan sowie auf kleine Boutique-Gästehäuser und palästinensiche Braukunst.

Die Vielfalt der vielen kleinen, familiengeführten Incoming-Agenturen sei eine große Chance für deutsche Reisebüros und Veranstalter, eigene Pakete zu schnüren, betonen Khashram und Jabari. Die eigene Tourismusbehörde konzentriere sich zu sehr auf Bethlehem. Die sei mit der Geburtskirche von Jesus zwar ein echtes Highlight, aber eben nur ein kleiner Teil Palästinas.

Chance auf gute Margen

Für einen nachhaltigen Tourismus sei es zudem wichtig, dass das Geld der Touristen in der Region bleibe – und nicht bei großen Agenturen mit Sitz in Jerusalem oder Tel Aviv. „Die haben das Geld für Google-Werbung – und fangen uns die Kunden ab“, ärgert sich Hantourism-Gründer Bakri. Die Folge daraus: Viele Touristen buchen überteuerte Touren, die oftmals sogar eine schlechtere Qualität haben.

Die Zusammenarbeit mit Agenturen vor Ort gebe Reisebüros die Chance auf eine gute Marge, ohne teurer zu sein als der Direktvertrieb, betont Bakri. Was er nicht weiß, für Reisebüros aber wichtig ist: Bei Buchungen über den deutschen Veranstalterpartner Falk Reisen entfällt sogar die Veranstalterhaftpflicht.

Info: Buchungstipps

Der Katalog „Palästina, Israel, Jordanien“ präsentiert Individual- und Gruppenreisen zahlreicher regionaler Incoming-Agenturen. Ihre Angebote können direkt bei den Agenturen unter www.holylandoperators.com oder über den Berliner Veranstalter Messe-Reisen Falk gebucht werden. Dort gibt es auch den Katalog, und zwar per E-Mail an tours(at)falk.world. An einer Online-Buchungsstrecke unter anderem zu Traffics wird gearbeitet.

Zu beachten ist: Bei der Einreise gelten die Bestimmungen von Israel. Und: Palästina ist zwar etwas günstiger als Israel, dennoch aber kein preiswertes Reiseziel. Die Hotelpreise etwa in Bethlehem liegen im Schnitt um 30 bis 50 Prozent unter denen in Jerusalem. In kleinen Boutique-Gästehäusern wie etwa dem Mosaic Guesthouse in Sebastia kostet ein Doppelzimmer inklusive Frühstück pro Nacht 70 Euro.

Matthias Gürtler