China

Hongkong: Gesichter einer Metropole

Aus der Luft eröffnet sich ein spektakuläres Panorama. Foto: MarciMarc/pixabay

Stadterkundungen aus der Luft, vom Wasser und von der Schiene

Mit der Tram geht es durch die engen Straßen Hongkongs. Foto: jm

Genau 11,11 Euro kostet eine Minute. Kaum hat der Helikopter vom Dach des 30. Stocks des Luxushotels The Peninsula in Kowloon abgehoben, kommt einem der Riese von nebenan schon putziger vor, obwohl das ICC-Building mit 484 Metern immerhin der neunthöchste Wolkenkratzer der Welt und der größte in Hongkong ist.

Stakkatoartig prasseln die Informationen vom britischen Piloten in die Kopfhörer der sechs Passagiere: Höhen, Namen, Jahreszahlen. Doch die Fluggäste bekommen nur die Hälfte mit, denn die Augen beschlagnahmen alle Sinne.

In luftiger Höhe über Hongkong hört man nichts, riecht man nichts, sieht dafür aber alles und fühlt sich großartig, erhaben. Denn so locker über die mächtigen Banken und schlanken Hochhäuser des Stadtteils Central wegzufliegen hat schon was. Günstig ist das Erlebnis allerdings nicht: 15 Minuten kosten für sechs Personen rund 1.000 Euro.

In der Summe erkennt man, dass Hongkong mit 8.398 Hochhäusern die Stadt mit den meisten Skyscrapern weltweit ist, vor New York und weit vor Dubai. Hongkong wächst immer nach oben, da die Fläche historisch stets begrenzt war. Ein Flug mit dem Helikopter vermag die Dichte und Kompaktheit bestens zu verdeutlichen, auch wenn in der Spitze nur sechs der Wolkenkratzer mehr als 300 Meter Höhe aufweisen. Was so ein Gebäude kostet? Hongkongs reichster Bürger, Li Ka Shing, bietet die Nummer fünf der Stadt, The Centre mit 346 Metern, derzeit für rund 4,2 Milliarden Euro zum Kauf an.

Aber man muss nicht immer in die Luft gehen: Mit der Star Ferry fahren Besucher für 25 Cent von Kowloon zum anderen Ufer mit dem Bankenviertel Central, dessen Wolkenkratzer meist nach dem Feng-Shui-Prinzip erbaut wurden. 70.000 Gäste befördern die niedlichen Boote jeden Tag. Seit 1888 tuckern sie hin und her und sind aus dem Stadtbild nicht wegzudenken.

Historisch ist auch die Tram: Seit 1904 rumpelt die Hong Kong Tramway, gerne auch einfach Ding-Ding genannt, mit meist bunten und immer doppelstöckigen Waggons mitten durch Central. Das ist wörtlich zu nehmen, denn die Haltestellen befinden sich meist mitten in der Straße. 13 Kilometer lang ist das Streckennetz. Wenn man an einer der Endstationen einsteigt, sich oben einen der begehrten Plätze in der ersten Reihe gesichert hat, bekommt man zwischen all den Hochhäusern und eleganten Shopping Malls, bunten Märkten und Suppenküchen für zwei Stunden bis zur Endstation ein wunderbares Hongkong-Erlebnis für wieder einmal nur 25 Cent pro Person. Nach dem Ausstieg wirft man das Geld abgezählt in eine Box beim Schaffner. Wer es nicht passend hat, muss leider überzahlen. Egal wie: Dieses Erlebnis lohnt sich allemal.

Jochen Müssig