Australien

Mehr als Kängurus und Koalas

Auch die Wallabies, die kleinen Verwandten der Kängurus, sind hier zu Hunderttausenden vertreten.

Südaustralien: Kangaroo Island ist ein atemberaubendes Naturerlebnis

Ein Skulpturenpark, den die Natur geschaffen hat: die Remarkable Rocks. Fotos: SATC

Es rauscht und braust und tost, es schäumt und spritzt - und es stinkt zum Himmel. Wir halten die Luft an, schauen und staunen. Hier am Cape du Coeudic im äußersten Südwesten von Kangaroo Island schlägt das Meer so wild an die Küste wie sonst nirgendwo. Die gigantische Brandung hat über Jahrtausende die Klippen zerklüftet und einen imposanten zackigen Gesteinsbogen ausgewaschen, den Admirals Arch.

Über hölzerne Treppen steigen wir hinab. Über uns segeln kreischend die Möwen, unter uns tummeln sich Hunderte von Seebären, faulenzen, spielen und verströmen dabei ihren strengen Geruch, den der kräftige Wind zu uns herüberweht. Ein wahrhaft atemberaubendes Spektakel!

Mehr als 7.000 Seebären soll die hiesige Kolonie zählen - nur ein kleiner Teil der vielfältigen Inselfauna. Kängurus und Wallabies, den kleineren Verwandten, begegnet man auf Schritt und Schritt, denn sie sind hier zu Hunderttausenden heimisch. Daneben kreuchen, fleuchen und schwimmen Seelöwen, Ameisenigel, Ringbeutler, Fledermäuse, Frösche, Warane, Pelikane, Zwergpinguine und viele, viele andere. Allein 267 Vogelarten soll es geben. Und auch das australische Nationalmaskottchen, der Koala, ist rund 14.000-mal vertreten - auch wenn er erst seit 1921 auf der Insel ansässig ist. Denn damals wurde der "australische Chinchilla" seines Fells wegen gejagt und war vom Aussterben bedroht.

Wegen ihrer isolierten Lage ist die 150 Kilometer lange und 55 Kilometer breite Insel seit Langem Rückzugsgebiet für rare Tierarten. Auch die berühmten ligurischen Bienen haben sich nur hier erhalten. Gänzlich unberührt von der Zivilisation ist Kangaroo Island aber nicht: Nationalparks und Schutzgebiete machen gut ein Drittel der Fläche aus und liegen vor allem entlang der Südküste. Im Norden dagegen wird sogar Landwirtschaft betrieben, hier leben auch die meisten der 4.400 Einwohner.

Im Südwesten dagegen ist das Naturerlebnis unbegrenzt. In Flinders Chase, dem größten Nationalpark, erstreckt sich scheinbar endlos das grüne Buschland bis zu den steilen Felsküsten. Lange Zeit waren die Klippen vom Land aus überhaupt nicht zu erreichen. So führte der Leuchtturmwärter am Cape Borda bis ins 20. Jahrhundert hinein ein äußerst einsames Leben. Alle paar Wochen kam ein Versorgungschiff, sonst gab es keine Verbindung zur Außenwelt.

Gut, dass es heute anders ist. Der 1858 errichtete Leuchtturm kann als Museum besichtigt werden, und auch anderes Spektakuläres gibt es an der Küste zu sehen. Die Remarkable Rocks etwa, die nahe dem Cape du Couedic auf einem Felsplateau über dem Meer thronen, muten wie ein Skulpturenpark von Salvador Dali an. Gemeißelt hat die bizarren Formen aber die Natur mit ihren Werkzeugen Wind und Wasser.

Ohne Gefahren ist der Besuch auf dem Felsenplateau nicht: Wer hier herumklettert, sollte sich unbedingt an die Warnschilder halten. Schon mancher unvorsichtige Tourist ist nämlich auf dem abschüssigen Fels in die Tiefe gerutscht. Die Tücken der Natur erfuhr Kangaroo Island auch beim großen Feuer von 2007: Sechs Tage lang brannte das Buschland lichterloh. Die Eukalyptusbäume, an denen die Koalas so gerne knabbern, erwiesen sich mit ihren ätherischen Ölen als verhängnisvolle Brandbeschleuniger. Der Flinder Chase National Park wurde zu 85 Prozent vernichtet, und mit Schaudern erinnern sich die Einheimischen daran, wie die Kängurus in Panik von den Klippen sprangen, um der Feuerwalze zu entgehen. Mittlerweile hat sich das Buschland den Nationalpark schon weitgehend zurückerobert. Nur wenige braune Flecken sind noch in der rauen Schönheit von Kangaroo Island auszumachen.

Klaus Pranger

Der Weg nach Kangaroo Island
Fast alle Australien-Veranstalter haben Zwei-Tage-Touren nach Kangaroo Island als Baustein oder als Teil einer Rundreise im Programm. Die Insel ist von Adelaide in 20 Flugminuten erreichbar. Die Überfahrt mit der Fähre dauert 45 Minuten plus zwei Stunden Anfahrt aus Adelaide.

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