Australien/Ozeanien

Lebendige Schönheit

Mit 359 Steinkorallenarten ist das Great Barrier Reef weltweit die größte von Lebewesen geschaffene Struktur

Mit 359 Steinkorallenarten ist das Great Barrier Reef weltweit die größte von Lebewesen geschaffene Struktur. Foto: cb

Australien: Tourismus-Abgabe hilft dem Great Barrier Reef

Korallenbleiche, Dornenkronen-Seesterne und der Bau eines Kohlehafens: In vielen Medienberichten scheint das Weltnaturerbe Great Barrier Reef vor der Nordküste von Queensland dem Untergang geweiht. Umweltbewusste Urlauber könnten sich auch im Reisebüro nach dem Zustand des Riffs erkundigen. touristik aktuell hat vor der Ostküste Australiens die ökologischen Herausforderungen erkundet.

„Das Riff ist einer unserer wichtigsten Anziehungspunkte“, weiß John O’Sullivan, Chef von Tourism Australia. „Das meiste davon erstreckt sich in bestem Zustand vor überwiegend unbewohnten Küsten“, berichten Phillip Hobbs und Trina Baker vom Tauchveranstalter Tusa Dive in Cairns. Zudem finanziere die Regierung aus den Marinepark-Abgaben Forschung sowie Düngemittelkontrollen.

Jessica Hoey, Tourismusbeauftragte der Marinepark-Behörde, betont die Dimensionen: Mit 2.300 Kilometern sei das größte Riff der Welt fast doppelt so lang wie Italien und von der Fläche her ungefähr so groß wie Deutschland. Es erstrecke sich vom Norden von Cape York bis in den Süden nach Bundaberg. Die Korallenbleiche sei zum Stillstand gekommen, weil sich das Korallenmeer abgekühlt habe, gibt die Marinebiologin Entwarnung. Als Frühwarnindikator werde außerdem fortlaufend die Wassertemperatur gemessen.

Das Programm zur Bekämpfung der Dornenkronenseesterne leitet Hoey persönlich. Über 4,2 Millionen Euro habe Australiens Regierung seit 2012 in chemische Impfungen gegen den Korallenfresser sowie in den Schutz der Sektoren des Marineparks investiert, die für Touristen zugänglich sind. Inzwischen würden 64 Prozent der Urlauber von öko-zertifizierten Unternehmen ans Riff gebracht. Neben Steuereinnahmen trügen Abgaben für Tauchplattformen und Unterwasser-Observatorien zum Jahresbudget der Schutzbehörde von 37 Millionen Euro bei.

Vor wenigen Wochen wurde in Queensland allerdings neu gewählt, im Vorfeld war der Schutz des Riffs ein wichtiges Wahlkampfthema. Im Verlauf dieses Jahres will nun die Unesco prüfen, ob die Regierung die geforderten signifikanten Verbesserungen zum Schutz vorgenommen hat – oder ob das Great Barrier Reef den Status „Weltnaturerbe in Gefahr“ bekommt.

Würde das Weltnaturerbe als bedroht ausgewiesen, bleibt der australischen Regierung ein Jahr Zeit für effektive Gegenmaßnahmen, bevor das Riff von der internationalen Liste der Naturwunder genommen würde.

Christian Boergen

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