Spanien

Spanische Kleinode: Mittelalter und Tapas

Ein Besuch in Ainsa ist eine Zeitreise ins spanische Mittelalter

Zamora: Die beiden Büßer vor der Kirche San Juan Bautista rufen zur Osterprozession

Sicherlich, Barcelona, Madrid, Valencia und Sevilla sind erste Wahl, wenn Deutsche eine Städtereise nach Spanien planen. Aber es gibt noch viele Kleinode, die einen Besuch wert sind. touristik aktuell stellt drei Beispiele vor.

Ainsa

Eine Zeitreise ins spanische Mittelalter können Besucher in Ainsa unternehmen. Die Kleinstadt liegt in den Pyrenäen drei Stunden nördlich von Barcelona und besteht aus einer austauschbaren Unter- und einer sehenswerten Oberstadt. In der autofreien Oberstadt scheint sich seit Jahrhunderten außer dem Einzug der Elektrizität fast nichts verändert zu haben: Durch schmale, kopfsteingepflasterte Gassen mit alten Steinhäusern kommt man zum relativ großen Hauptplatz Plaza Mayor mit vielen Bogengängen, der auf der einen Seite von einer romanischen Kirche aus dem zwölften Jahrhundert und auf der anderen Seite von einer fast vollständig erhaltenen Burganlage begrenzt wird. Wegen der einheitlichen Baustruktur ist die komplette Altstadt denkmalgeschützt, darüber hinaus gehört Ainsa zur Kooperation der „schönsten Dörfer Spaniens“.

Direkt am Plaza Mayor kann man in der Posada Real übernachten, etwas weiter außerhalb liegt das Fünf-Sterne-Hotel Barcelo Monasterio de Boltana in einer Kirche aus dem 17. Jahrhundert. Die meisten Urlauber kommen nach Ainsa, um zu wandern, mit dem Rad oder mit dem Kajak zu fahren. 

Valladolid

Die Universität gehört zu den ältesten Europas, Christoph Kolumbus starb hier, Miguel de Cervantes schrieb einen Teil von Don Quijote in Valladolid – in seinem ehemaligen Wohnhaus ist heute ein Museum. Im 15. und 17. Jahrhundert war die Kleinstadt mehrmals kurzzeitig Hauptstadt Spaniens und wichtiger als Madrid. Der damalige König Philipp II. ließ hier nach einem Brand den ersten quadratischen Hauptplatz Spaniens erbauen. Diese Plaza Mayor gilt als Vorbild für diejenige Madrids und sogar aller weiterer Plätze in der spanischsprachigen Welt. 

Bei so viel Geschichte ist eigentlich unverständlich, warum nicht mehr Deutsche die Stadt besuchen. Mit den Kirchen, Kathedralen und Palästen ist sie etwas für Architekturfans, Kunstliebhaber werden in den unterschiedlichen Museen fündig und zum Shoppen gibt es viele Geschäfte in der weitläufigen Fußgängerzone. Entspannung danach garantieren ein Stadtstrand am Fluss und die angrenzenden Grünanlagen. Wer möchte, kann Valladolid zur Karwoche, während der Filmwoche vom 21. bis 28. Oktober oder zur Zeit des Tapas-Wettbewerbs erkunden. Valladolid mit den Dutzenden Tapas-Bars ist die einzige Stadt Spaniens, in der sich seit vielen Jahren die Köche des Landes mit ihren köstlichen Häppchen duellieren. Und zum nächsten Wettbewerb vom 4. bis 8. November reisen sogar wieder Chefs aus Übersee an. 

Rund eine Stunde benötigt der Schnellzug AVE von Madrid. Von der Zugstation sind es nur wenige Schritte bis zum Stadtpark Campo Grande, an dem das Hotel Melia Recoletos liegt. 

Zamora

An den Ufers des Duero liegt – geschützt durch eine Stadtmauer – Zamora. Die Kleinstadt am alten Handelsweg Silberstraße kennt in Spanien fast jedes Kind. Grund hierfür ist die Karwoche. Denn die Osterprozessionen in Zamora sind nach Sevilla die zweitwichtigsten Spaniens. Am bekanntesten ist der nächtliche Umzug am Gründonnerstag, wenn eine riesige Christusstatue in völliger Stille durch die Straßen getragen wird. Tagsüber werden die Umzüge der verschiedenen Brüderschaften durch Gregorianische Gesänge untermalt. Zur Karwoche sind die Hotels wie der Parador – ein ehemaliger Palast – ausgebucht. Da trifft es sich gut, dass der Schnellzug AVE seit Kurzem Madrid mit Zamora verbindet und nur 75 Minuten benötigt. 

Mit 20 romanischen Kirchen bietet Zamora zudem die größte Konzentration von romanischen Bauwerken auf dem spanischen Festland. Besonders sehenswert ist die Kathedrale aus dem zwölften Jahrhundert, in der im Sommer freitags und samstags auch Nachtführungen stattfinden. Schön ist es im Sommer, wenn Störche in Zamora nisten.

Sylvia Raschke
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