Spanien

Der König der Kanaren

Von weitem sieht man nur den Teide-Gipfel – von nahem sieht man mehr.

Von weitem sieht man nur den Teide-Gipfel – von nahem sieht man mehr. Foto: cd

Leicht lässt sich der höchste Berg Spaniens, der Teide, nicht bezwingen  

Er ist der höchste Berg Spaniens und der König der Kanaren: 3.718 Meter ragt der Teide über Teneriffa auf. Zu seinen Füßen liegt der meistbesuchte Nationalpark Spaniens mit fast drei Millionen Gästen. Von weiten Teilen Teneriffas aus ist der Teide mit seinem meist verschneiten Vulkangipfel sichtbar. Er ist ein majestätischer, gutmütiger Riese, der sogar Badeurlaubern in Flip-Flops und Shorts erlaubt, sich per Seilbahn bis auf 3.555 Meter Höhe aufzuschwingen und bibbernd vor Kälte den Panoramablick kurz zu fassen. Doch höher hinauf als zur Bergstation La Rambleta dürfen normale Touristen nicht.

Wie ein Zerberus wacht ein Nationalpark-Ranger über den Zugang zur letzten Etappe. Um den Gipfel erklimmen zu können, muss man sich erstens warm anziehen und zweitens Regeln beachten. Wer den langen, anspruchsvollen Weg von der Hochebene aus in einem Stück machen möchte oder direkt von der Bergstation der Seilbahn aus den steilen Weg Pfad direkt zum Gipfel nehmen will, muss vorher beim Ministerio del Medio Ambiente in Santa Cruz eine Erlaubnis beantragen. Sie ist auf ein Zeitfenster von rund zwei Stunden an einem festgelegten Datum limitiert.

Eine andere Möglichkeit ist die Reservierung eines Schlafplatzes im Refugio de Altavista, einer Berghütte auf 3.270 Metern Höhe. Die Herberge war lange wegen Restaurierung geschlossen, ist aber jetzt wieder offen. Mit der Übernachtungsbestätigung der Hütte darf man am nächsten Morgen bis maximal neun Uhr ohne amtliche Genehmigung auf den Gipfel. Diese Variante hat zwei Vorteile. Man kann den anspruchsvollen Weg in zwei Etappen aufteilen und sich allmählich an die extreme Höhe gewöhnen. Zum anderen bietet sich so die einmalige Chance, den Sonnenaufgang auf dem Teide-Gipfel erleben. Der Blick ist überirdisch: der gesamte Archipel der Kanarischen Inseln im Blau des Atlantik gefasst, jede Insel ein Juwel.

Wer sich die Gipfeltour nicht zutraut, kann im Hochland von Teneriffa dennoch viel erleben. Doch für den Nationalpark sollte man sich Zeit nehmen. Sind tagsüber Kolonnen von Leihwagen unterwegs, hat man morgens und abends die grandiose Landschaft für sich allein. Lohnend sind daher ein bis zwei Übernachtungen im Parador Cañadas del Teide auf 2.200 Metern Höhe mitten im Park.

Vom Parador aus kann man zu diversen Wanderungen aufbrechen. Insgesamt 21 Touren sind im Parque Nacional del Teide ausgewiesen. Sie reichen von leichten Rundwegen bis hin zu Touren von neun Stunden durch die Gesteinswüste der riesigen Hochebene. Von Kupferadern durchzogene türkise Felsen sieht der Wanderer, rosa Findlinge oder schwarze Brocken aus Obsidian, die wie Skulpturen aussehen.

Claudia Diemar