Polen

Rekonstruktion aus Ruinen

Eine der schönsten Straßen der Stadt ist die Frauengasse.

Danzig: Eine der schönsten Städte Europas ist bei Touristen heiß begehrt

Bernstein in vielen Farben und Formen ist ein begehrtes Souvenir. Fotos: sw

Mehr als gerecht wurden die Polen ihrem Ruf, weltweit die besten Restaurateure zu sein, in Danzig. Der Bombenhagel der Alliierten und die Russen, die plünderten, Brände legten und Häuser sprengten führten dazu - am Ende des Zweiten Weltkriegs waren über 80 Prozent der Altstadthäuser zerstört. In jahrzehntelanger Aufbauarbeit ist die auf Polnisch Gdansk heißende Stadt nicht in ‧jedem Detail originalgetreu, in vielen Fällen eher "historisierend", zu neuer Blüte geführt worden.

Ihre Pracht bewundern jährlich 1,5 Millionen Touristen, darunter viele Kreuzfahrer. Dass die Deutsche Nationalelf zur Fußball-EM 2012 hier Quartier nahm, hat Danzig bei deutschen Touristen einen tüchtigen Popularitätsschub verschafft. 460.000 Menschen leben in Danzig; mit der Ostsee-Stadt Gdingen und Sopot (Zopott), dem beliebtesten Kur- und Badeort des Landes, sind es 760.000. Der Hafen von Danzig ist der größte Polens.

Die meisten Sehenswürdigkeiten Danzigs liegen nicht in der Altstadt, sondern in der benachbarten so genannten Rechtstadt. Dieser historisch wichtigste Stadtteil erhielt seinen Namen vom Lübischen Recht, das von 1225 bis 1308 für die Selbstverwaltung der deutschen Hanse-Kaufleute galt.

In der Langgasse, am Langen Markt und in der Frauengasse steht ein prächtiges Gebäude neben dem anderen. Tagaus, tagein flanieren hier Scharen von Touristen, es herrscht ein babylonisches Sprachengewirr. Das Grüne Tor, das Goldene Haus, das rote Uphagenhaus dienen allesamt als dankbare Fotomotive. Wem die Frauengasse mit den bemerkenswerten terrassenartigen Vorbauten, den sogenannten Beischlägen, vertraut vorkommt: Hier sind lange Sequenzen der Buddenbrock-Verfilmung von 2008 gedreht worden.

Zwei Wahrzeichen besitzt die Rechtstadt: das berühmte Krantor am Ufer des Flusses Mottlau, im 15. Jahrhundert aus Backstein und Holz errichtet, und die Marienkirche. Sie gilt als größte Backsteinkirche der Welt. Ihre Maße sind beeindruckend: Sie ist 105 Meter lang, im Querschiff 66 Meter breit. Das Gebäude fasst rund 25.000 Personen. Stolze 150 Jahre betrug ihre Bauzeit ab 1343.

Das begehrteste Souvenir der Danzig-Besucher ist Bernsteinschmuck. Bernstein begegnet ihnen auf Schritt und Tritt, denn er wird in unzähligen Läden und auch an Straßenständen angeboten. Reiseleiter warnen: Touristen wird "Bernstein" gern aus täuschend echt präparierter Plastikmasse angeboten.

Die Imitate, so wird in einem der seriösen Geschäfte demonstriert, sind von echtem Bernstein nur zu unterscheiden, wenn man sie in starkes Salzwasser wirft. Bernstein schwimmt, Plaste und Elaste geht unter. Doch welcher Urlauber führt beim Stadtbummel durch Danzig schon ein Eimerchen mit Salzwasser mit sich.
Horst Schwartz
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