Türkei

Türkei: Schritt für Schritt durch die Antike

Herrliche Kulisse für Wanderungen: das Latmos-Gebirge in der Westtürkei. Foto: cd

Herrliche Kulisse für Wanderungen: das Latmos-Gebirge in der Westtürkei. Foto: cd

In der Westtürkei wandert man wie in einem Freilichtmuseum der Kulturen

Olivenbäume flirren im Wind. Bienen summen über den ersten Frühjahrsblüten. Es duftet nach Lavendel. Bizarre Felsfindlinge stützen Reste einer fast fünf Kilometer langen Stadtmauer mit eindrucksvollen Türmen. Willkommen im Latmos-Gebirge! Etwa auf halber Strecke zwischen Izmir und Bodrum erhebt sich unweit der Ägäisküste der Gebirgszug, den die Einheimischen wegen seiner markanten Gipfelzacken „Fünffinger-Bergkette“ nennen. Zu Füßen der gelb-rosa schimmernden Granitformationen liegt der lang gestreckte Bafa-See. An seinem Ufer erhebt sich Kapikiri mit seinen rund 300 Einwohnern, zwei Teehäusern und einer Moschee. Das Dorf gleicht einem Freilichtmuseum der Kulturen. Gewaltig erhebt sich der Tempel der Athena Latmia gleich neben der Kuhweide eines Bauernhofes auf einem Felsen. Kinder spielen zwischen den Resten eines römischen Bades.

Der Bafa-See ist schwach salzig, denn er gehörte einst zum Ägäischen Meer. Bevor der Strom des Mäanders immer mehr Geröll der Küste entgegen schob und diese irgendwann vom nahen Meerbusen abriegelte, fand sich hier eine bestens vor Wind und Wetter geschützte Bucht, in der man gerne siedelte. Zumal das Latmos-Gebirge einst zu den heiligen Bergen Kleinasiens gehörte. Hier wurden schon zu Urzeiten archaische Götter verehrt. Prähistorische Felszeichnungen, die frei zugänglich in Grotten zu finden sind, geben davon Zeugnis. Später besiedelten Hethiter und Karer die Gegend, legten rund 5.000 Felsgräber an.

Wanderführer Mithat führt die Gruppe zu den hoch am Hang gelegenen Resten der karischen Stadt Latmos mit den in den Fels gefrästen Treppen. Als die Griechen weiter unten am Ufer die prächtige Hafenstadt Herakleia gründeten, wurde die Oberstadt nur noch als Friedhof genutzt. Noch viel später kamen byzantinische Mönche; sie lebten zurückgezogen in der kargen Bergwelt, bauten Klöster und hinterließen Fresken in leuchtenden Farben.

Wandern kann man überall, wo die Gegend schön ist. In der Westtürkei jedoch kommen Natur und Kultur auf spektakuläre Weise zusammen. Denn Kapikiri mit seiner Handvoll Herbergen liegt mitten in den Resten des antiken Herakleia.

Und mitten im Dorf steht die familiäre Pension Agora der Familie Sercin (www.agora.pansiyon.de). Vater Orhan hat einst die Trekking-Routen in der Region ausgetüftelt. Sohn Mithad gibt heute den Wander-Guide für die Gäste. Mutter Özgün kocht ausgesprochen gut und tischt üppig auf, wenn die Tourengänger zum Sonnenuntergang zurückkehren.
Claudia Diemar
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