Türkei

Kilikien: Dolce Vita alla Turca

Augenweide der besonderen Art: Kräuter- und Gewürzladen in Mersin. Foto: jk

Wo Apostel predigten und Römer das Leben genossen

Berge von Knoblauch, Petersilie und Pfefferminze türmen sich auf den Marktständen. Fischverkäufer preisen Sardinen, Tintenfische, Krebse und Garnelen an. Gleich um die Ecke tut sich ein Gewürz- und Kräuterparadies auf: Es duftet nach Zimt, Nelken und Kardamom, die Kunden probieren Pinienkerne, Pistazien und eine feurig-scharfe Paprikapaste.

Beim Bummel durch die Altstadt-Basare der Region Kilikien taucht man ein in das betörende Alltagsleben südosttürkischer Städte wie Mersin, Tarsus und Adana. Nicht zu vergessen Antakya, das antike Antiochia nahe der Grenze zu Syrien.

Kilikien, so geht die Sage, ist nach dem Prinzen Kilic benannt, der sich auf der Suche nach seiner Schwester Europa hier niedergelassen haben soll. Die Region südöstlich des Taurus-Gebirges ist touristisch weitgehend unentdeckt und spricht Urlauber an, die eine „ursprüngliche“ Türkei suchen und sich für die reichhaltige und vielschichtige Geschichte des Landes begeistern können.

Auch wenn die Küste selbst mitunter durch Wohnsilos und Trabantensiedlungen verschandelt ist, finden sich hier rund 200 Sehenswürdigkeiten unterschiedlichster Art. Seien es Naturspektakel wie die korykischen Grotten „Himmel und Hölle“ (Cennet ve Cehennen), die Wasserfälle in Tarsus und die plätschernden Quellen in Harbiye.

Oder seien es die Spuren der Römer: Auf den Besucher wartet ein weitläufiges Areal aus Nekropolen, Mausoleen, Theatern und Basiliken. Als besonderes Schmuckkästchen gilt das Archäologische Museum in Antakya mit seinen exzellenten römischen Mosaiken.

Zu den Wurzeln des Christentums kehrt zurück, wer Tarsus, die vermutliche Geburtsstadt des Apostels Paulus besucht oder die Grottenkirche am Stadtrand von Antakya, in der Apostel Petrus gepredigt haben soll.

Eine atemraubende antike Stätte, in der im Sommer Jazz-Konzerte stattfinden, ist Kanytelleis zwischen Silifke und Erdemli: Die bizarren Mauerreste der Pilgerstadt, die fünf Kirchen zählte, gruppieren sich um einen gigantischen, runden Karsteinsturz mit einer Tiefe von 60 Metern.

Der Tag klingt aus im „Garten Eden“: Das Mosaik der unverhüllten „Drei Grazien“ in einem altrömischen Bad in Narlikuyu vermittelt einen wunderbaren Eindruck vom „Dolce Vita alla Turca“. Genau die richtige Einstimmung, um sich anschließend in einem Fischrestaurant verwöhnen zu lassen.
Jenny Kreyssig
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