Die Region ist per Heißluftballon am spektakulärsten zu erkunden
Die Lüfter machen ein monotones Geräusch, der Himmel über dem Städtchen Göreme ist stockdunkel. Ganz langsam nehmen die flachliegenden Gebilde vor uns Form an. Eines neben dem anderen wird größer, bläht sich auf, stellt sich auf. Erst fünf, dann 15, 30, 50 Heißluftballons machen sich bereit für ihre Fahrt über die Tuffsteinwunder Kappadokiens. Mit der Dämmerung steigen insgesamt 100 Ballons in die Luft, schweben in einem gewaltigen Pulk über grandiose Feenkamine, Bergketten und Schluchten.
Vor rund 80 Millionen Jahren haben zwei Vulkane diese Region mit ihrer Asche zugedeckt. Über die Jahrtausende hinweg verfestigte sie sich zu Tuffstein, an der Oberfläche hart, darunter weich wie Sandstein. Die Erosion sorgte dann für Formationen, die nahezu einzigartig sind in der Welt. „Etwas ähnliches habe ich bisher nur in Vietnam gesehen“, schwärmt Tourismusminister Mehmet Ersoy, Inhaber der Maxx-Royal- und Voyages-Hotels.
Das stabile Klima macht sich bezahlt
Dass Ballonfahrten in Kappadokien – rund 300 Kilometer von der Küste bei Antalya entfernt – zu solch einem Mega-Geschäft wurden, hat auch mit dem Klima zu tun. Dank der stabilen Wetterverhältnisse können die Ballons an rund 300 Tagen im Jahr in die Luft steigen. Auch im Winter.
Rund 2.000 Touristen gehen zwischen März und November täglich in die Luft, nur im tiefen Winter sind es weniger. Der Großteil von ihnen kommt inzwischen aus Asien, die Europäer halten sich zurzeit noch zurück: Während der Beach-Tourismus zuletzt wieder kräftig Fahrt aufnahm, ist das Interesse für Rundreisen nach wie vor gering.
Knapp eine Stunde bleiben die Ballons in der Luft und steigen dabei je nach Wetterlage bis zu 1.500 Meter auf. Selbst im November sind die Temperaturen erträglich: Ballons fliegen mit dem Wind – und die Außentemperatur von oftmals null Grad wird während des Fluges durch die Gasbrenner angewärmt.
Konstant warm ist es in der unterirdischen Stadt Kaymakli. Mehr als 2.000 versteckte Kirchen und Klöster, Tausende Höhlenwohnungen sowie mehr als 50 unterirdische Städte soll es in Kappadokien geben. Fünf der Untergrundstädte sind zugänglich. Gegraben wurden die ersten in byzantinischer Zeit, viele stammen aus der Hethiter-Zeit.
Richtig groß wurden sie nach der Eroberung Kappadokiens durch die Araber. Die in der Region ansässigen Christen flüchteten in den Untergrund und schufen Städte, die auf bis zu zwölf Etagen mehreren Tausend Menschen Platz boten.
Nichts für Menschen mit Platzangst
Luft kam durch Schächte nach unten, Lebensmittel gab es für mehrere Monate, Wasser kam aus tiefen Brunnen, für Licht sorgten Öllampen. Der Tuffstein war ideal zum Graben. Rund 40 Minuten dauert die Tour durch Kaymakli, für Menschen mit Platzangst ist sie nichts: An einigen Stellen muss man in der Hocke durch die Gänge gehen, an anderen Stellen eröffnen sich große Räume mit Schlafkammern, Speicher-, Ess- und Kochnischen.
Am Abend sitzen wir in einem schicken Restaurant in Ürgüp und lassen die zwei Tage in Kappadokien Revue passieren. Es hätten mehr sein können, denn die Tuffsteinwelt rund um Göreme und Uchisar ist eine traumhafte Wanderregion. Keine Frage: Wir werden wiederkommen müssen.
Matthias Gürtler
Infos zu Kappadokien
Kappadokien kann bei deutschen Veranstaltern zurzeit vorwiegend als einwöchige Rundreise gebucht werden. Vor Ort gibt es rund 45.000 Touristenbetten. Der Eintritt in die unterirdischen Städte und kunsthistorisch besonders wertvollen Kirchen kostet im Schnitt fünf Euro, ansonsten können die Felshöhlen einfach so besichtigt werden. Ballonfahrten kosten je nach Anbieter und Nachfrage zwischen 175 und 250 Euro.