Türkei

Türkei: Durchs Labyrinth in die Antike

Nur mit dem Boot zu erreichen: das antike Kaunos.

Nur mit dem Boot zu erreichen: das antike Kaunos. Foto: FVA Türkei

Das Dalyan-Delta – Top-Ausflugsziel an der Lykischen Küste

Felsengräber in Dalyan.

Felsengräber in Dalyan. Foto: aze

Schroff steigt der waldreiche Taurus bei Marmaris und Kas bis zu 2.000 Metern aus dem Meer. Überall sprudelt reichlich Wasser, lässt in den Tälern und Ebenen Obst, Südfrüchte und Gemüse üppig gedeihen. Vor steilen Bergflanken, grünen Hügeln und vorgelagerten Eilanden liegen zahllose Buchten, manche sogar mit Blick auf Kulturschätze antiker Stätten. Dieser Teil der Südwest-Türkei, die Lykische Küste, gehört zu den abwechslungsreichsten Abschnitten am türkischen Mittelmeer. Gerade weil im Gegensatz zu den weiter östlichen Gebieten um Kemer, Antalya und Alanya längere Sandstrände fehlen, bietet sich Natur- und Kulturliebhabern hier eine teils spektakuläre Szenerie.

Zum Beispiel das Delta des Dalyan-Flusses, der sich in einer engen Schlucht durch das Gebirge zwängt und kurz vor der Mündung ins Meer in ein Labyrinth verschilfter Wasserläufe und Seeflächen übergeht. Ein schmaler, aber langer Dünenstreifen trennt das offene Meer von einer vom Fluss gebildeten Lagune. Hier sollten vor einigen Jahrzehnten in der Euphorie des ersten Hotelbau-Booms eines oder mehrere Großhotels entstehen. Weil hier aber die gefährdete Meeresschildkröte ihre Eier ablegt, verhinderten Naturschützer aus ganz Europa dieses Projekt. Ein Teil dieses Iztuzu-Strandes wurde als Brutstätte für die Caretta caretta gesperrt, doch hat sich daneben ein Badestrand etabliert, zu dem von der kleinen Stadt Dalyan oder von den Ankerplätzen der Motorsegler von dem Naturreservat aus Tag für Tag Hunderte von Touristenbooten tuckern.

Am schönsten ist eine Fahrt in die Schilflandschaft des Deltas am frühen Morgen, wenn außer Kormoranen und Reihern nur ein paar Fischer mit winzigen Ruderbooten in dem Irrgarten kleiner Kanäle zwischen meterhohen Schilfwäldern unterwegs sind, um die Netze einzuholen. Wo der Fluss aus dem schroffen Gebirge ins Delta austritt, sind hoch an senkrechten Wänden Felsengräber des Lykischen Volkes zu erkennen, das vor 3.000 bis 2.500 Jahren in diesem Teil des Mittelmeeres seine Hochkultur entwickelte. Ihre in den Stein gemeißelten Gräber gehören vielerorts zu Zeugnissen eines eindrucksvollen Totenkultes.

Wo Felsengräber sind, kann auch eine antike Stadt nicht weit sein. Kaunos war einst eine Hafenstadt, doch weil der Dalyan Unmengen an Geröll aus dem Taurus-Gebirge mitbrachte, versandete der Hafen, bildete sich dieses seichte Flussdelta. Heute liegt die Ausgrabungsstätte von Kaunos, die nur mit dem Boot zu erreichen ist, mehrere Kilometer im Landesinneren. Freigelegt und gut zu erkennen sind Tempel, Theater, Thermen und die verlandeten Hafenanlagen. Hoch über der Stadt lag die Akropolis, von wo ein eindrucksvoller Blick über die Ausgrabungen und die Wasser- und Schilflandschaften besteht.

Den Abschluss solcher Bootstouren durch das Schilf in die Antike und zu den Stränden bildet natürlich der Bummel durch den Ort Dalyan. Am Flussufer reihen sich Boote, und in den Gassen drängen sich Restaurants, Cafés, Gewürz- und Souvenirstände.

Monika Zeller
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