Portugal

Urlaub bei Blaublütigen

Spitzes Stück Geschichte: die Kirche S. Gualter aus dem 18. Jahrhundert.

Spitzes Stück Geschichte: die Kirche S. Gualter aus dem 18. Jahrhundert.

Portugal: In den Solares de Portugal kann man mit dem Adel unter einem Dach logieren

Francisco de Calheiros ist Vorsitzender der Solares de Portugal und Besitzer des Herrenhauses Paco de Calheiros.

Francisco de Calheiros ist Vorsitzender der Solares de Portugal und Besitzer des Herrenhauses Paco de Calheiros. Fotos: pa

Wie er dem Braunen den Hals tätschelt und ihm die Mähne zaust, sieht Francisco de Calheiros wie die portugiesische Ausgabe des Hollywood-Pferdeflüsterers Robert Redford aus. Der graumelierte Senor ist von adligem Geschlecht und Besitzer des Herrenhauses Paco de Calheiros bei Ponte de Lima, Nordportugal. Er heißt dort Gäste aus aller Welt willkommen, um ihnen Einblicke in die portugiesische Lebensweise zu gönnen. Nicht nur das Speisezimmer und der Garten mit Brunnen, Romantikbänkchen und grünen Tunneln stehen den Fremden offen. Sie dürfen gar am Kamin im Wohnzimmer die Füße ausstrecken. Wenn der Herr im Hause ist, gesellt er sich gerne auf ein Gespräch dazu. „Es gibt keinen besseren Weg, unsere Traditionen zu vermitteln“, ist der Blaublütige überzeugt. Dabei wirbt de Calheiros nicht nur in eigener Sache. Er wirbt auch für die Solares de Portugal, deren Vorsitzender er ist. Der Marketing-Kooperation (www.solaresdeportugal.pt) gehören neben dem Paco de Calheiros rund 100 weitere Anwesen an, die meisten davon sind im Norden Portugals zu finden. Drei Kategorien spiegeln den Komfortgrad der Unterkünfte. Am unteren Ende rangieren Farmen und Landhäuser. Luxuspaläste, in denen einst Könige residierten, sind die Obergrenze. Der Preisbogen spannt sich von 65 bis 110 Euro pro Zimmer. Allen Solares gemein ist eine familiäre Atmosphäre – und dass sie als Basis für Land-und-Leute-interessierte Touristen taugen. Auch der Familienbesitz der Familie de Calheiros ist überschaubar. Neun Zimmer und sechs Apartments verlieren sich in dem weißgetünchten Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, das vor Antiquitäten nur so strotzt. Manchmal riecht man auch das Alter. Auf einem Plateau über dem Garten glänzt der Pool. Der Blick übers Tal: einfach königlich. Weinproben und Reittouren werden direkt vom Herrenhaus aus organisiert, und wer sich für Keramik, Gold oder Kunsthandwerk interessiert, kann touristischen Themenrouten folgen. Um jene, die sich nicht nur auf die faule Haut legen wollen, kümmert sich die Agentur Oficina da Natureza (www.oficinadanatureza.pt) in Ponte de Lima. Sie ist auf Radeln und Wandern spezialisiert. Eine Rundtour folgt „Farben, Gerüchen und Traditionen“. Dertour kooperiert mit dem Anbieter, hat aber 19 Solares-Anlagen auch pur im Programm. Pauschal lassen sich die Solares de Portugal mit der sechstägigen Autotour „Nordportugals Zaubergärten“ bereisen. Wer die Geschichte Portugals an der Wurzel packen will, sollte nach Guimaraes rund 40 Autominuten nordöstlich von Porto fahren. „Acqui nasceu Portugal“ – hier wurde Portugal geboren, steht auf der Stadtmauer. Guimaraes gab es schon im 10. Jahrhundert, es war die erste Hauptstadt des Landes, deswegen auch „Wiege der Nation“ genannt. Der mittelalterliche Stadtkern hat es in die Liste des Unesco-Welterbes geschafft. Ein plumpes Castelo bewacht den Ort vom Berge aus. Man kann auf die Mauern kraxeln und den Bergfried besteigen. Kontrast spendet die Kirche S. Gualter weiter unten in der Stadt. Das spitze Stück Geschichte aus dem 18. Jahrhundert bohrt sich rank und schlank in den Himmel, davor pulsieren Wasserfontänen. Einen Kilometer von Guimaraes entfernt liegt die Pousada St. Marinha da Costa, ein ehemaliges Augustinerkloster aus dem 12. Jahrhundert. Pousadas sind das staatliche Pendant zu den Solares de Portugal. Nicht minder schön, nur trifft man die Besitzer in diesen Anlagen nicht mehr persönlich an. Hinter der Pousada St. Marinha da Costa liegt ein Märchengarten. Bächlein plätschern über moosige Steine, Brunnen fallen in Schalen, Eichenlaub raschelt. Ein schattiges Plätzchen an heißen Tagen. Hier ist man Mensch, hier darf man's sein.
Pilar Aschenbach
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