Norwegen

Norwegen: Offen für Kulturen

Das Ölmuseum von Stavanger.

Das Ölmuseum von Stavanger. Foto: jw

Unter dem Motto „Open Port“ präsentiert sich Stavanger als Kulturhauptstadt

Stavangers Geschichte hatte stets mit Öl zu tun. Eine Führung, die hier angeboten wird, heißt denn auch „Von Öl zu Öl“. Doch früher ging es um Heringe in Öl, die hier in mehr als fünfzig Konservenfabriken verarbeitet wurden. Deshalb gibt es hier das einzige Konservenmuseum der Welt, das Hermetikmuseum, in dem über 130.000 verschiedene Etiketten ausgestellt sind.

Heute aber geht es um Erdöl und Gas. Klein-Dallas wird die Stadt deshalb auch genannt, und natürlich gibt es seit 1999 ein Ölmuseum, das futuristische Norsk Oljemuseum. Menschen verschiedener Nationen leben und arbeiten in und um die Stadt oder auf den Ölplattformen draußen im Meer: 300 Kilometer westlich der 117.000-Einwohner-Kommune in der Nordsee. Aufgrund dessen wird Stavanger Energiehauptstadt Europas genannt.

Uund diese Power soll sich nun auch in kultureller Form zeigen. Unter dem Motto „Open Port“, das die verschiedenen Menschen zusammenbringen soll, um Ideen und Anregungen auszutauschen, finden in der Kulturhauptstadt 2008 und der Region Tausende von Veranstaltungen mit Künstlern aus Stavanger, Rogaland, Norwegen und aller Welt statt. Die Stilrichtungen Theater, Film, Literatur, Musik, Bildende Kunst und Architektur, um nur einige zu nennen, sind vertreten.

Die Bandbreite ist groß: „Open Port of Art“ feiert die europäischen Kunstrichtungen, „Open Port of Landscape“ bezieht die Natur in und um Stavanger mit ein und „Open Port of the Future“ will neue Technologien, Innovationen aber auch Themen für Kinder vermitteln. Ein paar Künstlergruppen sollen für einige Zeit in der Stadt bleiben und vor Ort Neuartiges erarbeiten.

Höhepunkte im Kulturhauptstadtjahr (www.stavanger2008.no) dürften der „Mai Jazz“ vom 6. bis zum 11. Mai sein, unter anderem mit Wayne Shorter und Jan Garbarek, der norwegischen Jazz-Legende. Rock-Fans kommen bei Auftritten von Rod Stewart und Thin Lizzy während des „Classic Rock Festivals“ vom 21. bis zum 24. Mai auf ihre Kosten. Darbietungen der Gruppe Inbal Pinto Dance aus Israel, des Oskarus Korsunovas Theaters aus Litauen und der Puppenspieler der südafrikanischen Handspring Puppets sind weitere Highlights. Kurios muten die Europäischen Blechblasmeisterschaften an, die vom 1. bis 3. Mai stattfindenn oder das für den Herbst angekündigte Architekturprojekt „Norwegian Wood“, wo norwegische Holzbauprojekte vorgestellt werden.

Die Siddis, wie die Einwohner der viertgrößten Stadt Norwegens genannt werden, gehen gern zu Fuß oder fahren Rad. Ein Weg führt durch Gamle Stavanger, die Altstadt mit ihren 173 Holzhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Meist sind sie weiß gestrichen, bläuliche Clematis rankt sich daran empor. Ein Idyll, Norwegen wie aus dem Bilderbuch. Das hat durchaus seinen eigenen Reiz, doch will man darüber hinaus ein anderes, ein innovatives Image aufbauen, einen „Open Port“ eben, auf Norwegisch ein offenes Tor oder einen offenen Hafen auf Englisch. In der Hafengegend bevölkern in der Abendsonne Hunderte von Menschen die schicken Straßenkneipen. Das Nachtleben pulst, die Sonne scheint sommers fast die ganze Nacht.

Judith Weibrecht