Griechenland

Athen: Metro und Rembetika

Im Stadtteil Monastiraki scheint man weit entfernt vom Lärm der Metropole.

Im Stadtteil Monastiraki scheint man weit entfernt vom Lärm der Metropole.

Nach Olympia präsentiert sich die griechische Hauptstadt moderner – und genauso traditionell

Ein beliebtes Ausflugsziel von Athen-Besuchern ist Kap Sunion.

Ein beliebtes Ausflugsziel von Athen-Besuchern ist Kap Sunion. Fotos: akk

Bei Sonnenuntergang bleibt vor dem „Ta 5 Adelfia“ (zu den fünf Brüdern) kein Tisch leer. Viele Athener kommen in das Café an der Aiolou auf dem kleinen, baumbestandenen und hochgelegenen Platz am Rande des quirligen Viertels Monastiraki. Hier oben scheint man meilenweit entfernt zu sein vom Lärm der Vier-Millionen-Metropole. Und stets weht eine frische Brise.

Seitdem große Teile der Altstadtviertel Monastiraki und Plaka am Fuße der Akropolis für den Verkehr gesperrt wurden, sind neben den Touristen, die sich auch früher nie davon abhalten ließen, die Gassen zu durchstreifen, längst auch die Einheimischen zurückgekehrt. Stolz führen sie die Besucherin zu den zahlreichen renovierten klassizistischen Gebäuden, zu lauschigen Cafés und gemütlichen Tavernen.

Ein Wiedersehen mit Athen nach vier Jahren: Das Häusermeer hat sich weiter ausgebreitet, viele Probleme sind weiterhin ungelöst, aber nie war es so einfach und komfortabel, von den Vororten ins Stadtzentrum zu gelangen, sich innerhalb der griechischen Hauptstadt schnell von Ort zu Ort
zu bewegen – dank der Metro. Die drei Linien sind ein wahrer Segen. Und wer nicht gut zu Fuß ist, kann heute ganz bequem von einem Elektrobähnchen aus die Sehenswürdigkeiten rund um die Akropolis bis hin zum Syntagma-Platz bewundern. Die Route führt auch vorbei am neuen Akropolismuseum, das gleich gegenüber dem Dionysos-Theater auf der Südostseite der Akropolis errichtet wurde. Seit Oktober vergangenen Jahres werden über 4.000 Exponate vom Akropolishügel in den hypermodernen Glasbau nach Entwürfen des Schweizer Architekten Bernard Tschumi verlagert. Noch ist die aufwändige Aktion nicht abgeschlossen. Ob das Museum, das zurzeit nur in Teilen besichtigt werden kann, in diesem Jahr komplett eröffnet wird, steht noch nicht fest.

Am nächsten Tag geht es zum Kap Sunion, der äußersten Landspitze von Attika. Hier ragt auf einem steilen Felsen 60 Meter über der Ägäis der imposante Poseidontempel aus dem 5. Jahrhundert vor Christus mit seinen schlanken dorischen Säulen in den Himmel. An diesem windigen Herbsttag haben sich nur wenige Besucher auf dem Hügel eingefunden. Schon Lord Byron und Fürst Pückler schwärmten von der herrlichen Fernsicht, die sich vom Tempel über den Saronischen Golf bietet. Vom Kap ist es nur einen Katzensprung in die Hafenstadt Lavrio an der Ostküste, auch Apollonküste genannt. Hier schufteten in der Antike Tausende Sklaven in mehreren Silberbergwerken. Heute leben die Menschen vom Fischfang und Tourismus. Vor den Fischkuttern, die im Hafen festgemacht haben, flicken Fischer ihre Netze.

Im Korali, einer Taverne direkt am Meer, kommen köstlicher fangfrischer Fisch und Meeresfrüchte auf den Tisch. Aus dem Lautsprecher tönt nostalgische Rembetika-Musik, auch „griechischer Blues“ genannt. Gegenüber laufen große Fähren aus, die die Halbinsel Attika das ganze Jahr über mit mehreren Kykladen-Inseln, dem nordgriechischen Kavala und der sagenumwobenen Insel Samothraki verbinden.

Anne-Kathrein Teubner
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