Finnland

Finnland: Wie schmeckt eigentlich Bär?

In Karelien säumen Seen und Häuser aus dicken dunklen Baumstämmen den Straßenrand. Original karelische Piroggen kann man im Bomba Village kosten.

In Karelien säumen Seen und Häuser aus dicken dunklen Baumstämmen den Straßenrand. Original karelische Piroggen kann man im Bomba Village kosten. Fotos: pfi

Karelische Tour zwischen Kalevala und Kultur

Karelien – wo soll denn das sein? Diese Region, die offiziell als Bezirk Nordkarelien bezeichnet wird, liegt ganz im Osten Finnlands und ist damit gleichzeitig der östlichste Punkt der EU. Die meisten, die hierher fahren, sind Finnen. Ausländische Gäste machen nur etwa 15 Prozent aus. Wer sich für Geschichte, Sport oder Natur interessiert, ist in Karelien richtig. Wer's nur laut und bunt mag, sollte sich nach anderen Zielen umsehen.

Die Fahrt nach Nurmes geht mit 80 bis 100 Kilometern pro Stunde vom Flughafen Joensuu aus über gut ausgebaute Landstraßen. Birken und Nadelbäume rechts und links, blauer Himmel, ab und zu schimmert ein See zwischen den Stämmen und immer wieder leuchten die gelben Schilder auf, die vor Straße überquerenden Elchen warnen. In echt lässt sich aber keiner blicken. Ähnlich ist es mit der karelischen Kultur. Sie ist nicht leicht zu fassen, denn lange wurde sie in Finnland als rückständig belächelt. Heute interessieren sich viele dafür, weil hier die Wurzeln der finnischen Kultur vermutet, gesucht und gefunden werden. Das Bomba Village versucht, hierzu einen Beitrag zu leisten.

Das eigentliche Bomba-Haus, dessen Nachbau heute als Restaurant und Veranstaltungsort des Feriendorfs dient, hatte Jegor Bombin 1855 am Ufer des Suojärvi-Sees aus Rundhölzern für seine Familie errichtet. Es gilt als größtes Haus im karelischen Stil. Diese zeichnen sich durch verzierte Fensterläden, Dachtraufen und Bemalung mit glücksverheißenden Symbolen wie Pflanzen und Uhren aus.

Karelische Piroggen mit Eibutter
Während der interessierte Gast zu deren Farben und Bedeutung unterschiedliche und zum Teil sich widersprechende Auskünfte erhält – über die Qualität des karelischen Essens gibt es keinen Zweifel. Eine original karelische Pirogge aus Roggenmehl, mit Reis oder Kartoffelpüree gebacken und mit Eibutter bestrichen, lässt jedes helsinkische Exemplar vor Neid erblassen. Denn im Bomba Village wird alles noch frisch und von Hand zubereitet.

Auch Bärenbeobachtungen sind möglich. In Suomi leben etwa 900 Braunbären, die jährliche Abschussquote liegt bei 90. Ob Bär gut schmeckt, lässt sich vor Ort allerdings nur schwer herausfinden, denn die paar geschossenen Exemplare werden meist unter der Hand verteilt. Ins Bomba-Restaurant findet jedenfalls keiner seinen Weg und Kirsti Timonen, Marketing-Assistentin im Bomba Village, versichert denn auch vorsorglich, Bär sei nun wirklich keine Delikatesse. Kann sein, aber was macht der Finne dann damit? Eine Antwort darauf bleibt auch das weiter nördlich in Kuhmo gelegene Kalevala-Hotel schuldig. Es ist eines der bekanntesten bei den deutschen Veranstaltern. Dertour beispielsweise bietet hier im Sommer unter anderem Kanu- und Nordic-Walking-Touren an. Das an eine trutzige Holzburg erinnernde Hotel hat mal einen Preis in Betonarchitektur gewonnen und soll von oben wie eine Möwe oder ein Adler aussehen. Innen hat Besitzerin Sirpa Schettler es inzwischen renovieren lassen.

Karelische Traditionen für Fremde
Doch was macht nun eigentlich ein Kalevala-Hotel aus? Hier gehört vor allem das Kalevala-Dorf dazu, das die Besucher in die karelische Tradition und gleichzeitig in das finnische Nationalepos Kalevala einführt. Start ist in einem typisch karelischen Haus, in dem eine Ecke für das Gebet, eine für den Ofen und eine für die Begrüßung und das vorherige Händewaschen reserviert ist. Von hier aus führt die Tour dann zur Schmiede des Ilmarinen, der eine der Hauptpersonen des Kalevala ist, zu Köhlerhütten, zur Herstellung von Fallen und Baumteer und endet schließlich am so genannten Nordlandhaus, das unter anderem für große Feste genutzt wird. Wer sich bei so einer Reise durch Karelien nicht nur in das Land und seine Mythen, sondern tatsächlich verliebt hat, kann im Kalevala-Hotel auch heiraten – auf Wunsch karelisch-traditionell.

Stefanie Pfingsten
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