Portugal

Portugal: Mandelbäume für die Liebe

Die traditionellen Schornsteine an der Algarve erinnern an Minarette.

Die traditionellen Schornsteine an der Algarve erinnern an Minarette. Foto: FVA Portugal

An der Algarve siedelten die verschiedensten Völker

Al Gharb – der Westen. So nannten die Araber jenen Zipfel Portugals, der heute Golfer und Strandurlauber ebenso lockt wie Wassersportler und Wanderer. Das Erbe der einstigen maurischen Provinz zwischen Spanien und „dem Ende der Welt“ ist noch vielerorts erhalten. „Schauen Sie sich nur mal unsere alten Schornsteine an“, sagt Reiseleiterin Cristina. „Sehen sie nicht aus wie Mini-Minarette?“

Maurische Traditionen
Tatsächlich gleichen die schlanken, hohen, oft mit feinen Mustern verzierten Kamine den Gebetsrufertürmen an oder bei einer Moschee. „Sie entstanden während der Reconquista. Mit ihnen setzen die Mauren ein Zeichen des Protests, in einer Zeit, als die Christen das Land zurückeroberten und die Muslime zwangen, auszuwandern oder ihren Glauben aufzugeben.“

Silves mit seiner bis heute eindrucksvollen Burg war einst die Hauptstadt des Maurenreiches an der Algarve. „Aber auch Ortsnamen wie Albufeira“, erklärt Cristina weiter, „erinnern an die lange maurische Zeit unserer Region.“ Und als wir durch blühende Mandelhaine fahren, erzählt die junge Portugiesin noch die schöne Legende vom maurischen Prinzen und seiner Braut aus dem kalten Norden: „Trotz aller Liebe bekam die schöne Prinzessin großes Heimweh nach dem Winter in ihrer Heimat und wurde darüber sehr krank. Die Ärzte wussten keinen Rat. Eines Morgens im Januar zeigte der Prinz seiner Liebsten dann jedoch die frisch erblühten Mandelbäume der Algarve. Von Ferne wirkten ihre weißen Kronen wie eine verschneite Landschaft. Da war die Traurigkeit der Prinzessin verschwunden.“

Römisches Erbe
Neben dem arabischen Erbe ist auch jenes der Römer an der Algarve deutlich sichtbar. Vor allem die Ruinen zahlreicher Villen wie in Milreu oder Abicada zeugen davon. Cristina aber führt uns gen Osten, in Richtung spanische Grenze. Tavira heißt das Städtchen. Seine „Römerbrücke“ – an Sommerabenden ein beliebter Treffpunkt der Jugend – überspannt in sieben Bögen den Rio Giláo. Allerdings erst seit 1655, wie Cristina verrät. „Die Römer siedelten im nahe gelegenen Balsa, bei Santa Luzia.“

Tavira gründeten die Phönizier, später war es mehr als fünf Jahrhunderte eine maurische Stadt und lange berühmt für seine Salzlagunen sowie den Handel mit Wein, Thunfisch und Trockenfrüchten. Heute gilt das nach einem verheerenden Erdbeben im 18. Jahrhundert wieder sorgfältig restaurierte Städtchen vielen als die Perle und heimliche Hauptstadt der Algarve. Es bezaubert mit engen Gas-sen, mehreren Kirchen und Kapellen, den maurischen Festungsrelikten und einer vorgelagerten Sanddüne als Badeplatz.

Rita Henss
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