Zypern

Zypern: Spaß und noch mehr Sonne

Früher ein Fischerdorf, heute ein Touristenmagnet: Ayia Napa.

Früher ein Fischerdorf, heute ein Touristenmagnet: Ayia Napa. Foto: jm

Ayia Napa ist das beliebteste Bade- und Party-Zentrum der Insel  

Frühmorgens war es noch ein roter Berg aus frisch geernteten Granatäpfeln. Kurz vor Mittag liegen nur noch ein paar Früchte da. „Was machst du, wenn du alles verkauft hast?“, fragt ein junger britischer Tourist den fliegenden Obsthändler am Hafen von Ayia Napa. Der fast gleichaltrige Zypriote überlegt. Offenbar hat ihn das noch nie jemand gefragt. „Ich gehe nach Hause und ruh’ mich aus.“ „Du holst also keinen Nachschub?“ Diesmal zögert der Obstverkäufer keine Sekunde. „Nein“, sagt er. „Ab eins gehört der Tag mir.“

Typen wie der fliegende Obsthändler sind selten geworden auf Zypern – zumindest im Touristenzentrum Ayia Napa. Der Alltag sieht geschäftiger aus: Nikos verkauft von früh bis spät Eis, Sofía preist Ledertaschen an. Und Stefanos skizziert mit schnellem Strich zypriotische Sehenswürdigkeiten.

Diese sind in und um Ayia Napa schnell aufgezählt. Das Kloster, um das die Stadt gebaut wurde, das Museum der Meeresbiologie und der schöne Hafen. Der wichtigste Grund, warum so viele Urlauber nach Ayia Napa reisen, beginnt gleich am Ende der Hafenpromenade. Der Limanaki Strand ist einer von zahlreichen Badebuchten mit allem, was das Touristenherz begehrt: Shopping, Discos, Bars, Kneipen, Restaurants und natürlich zahlreiche Hotels. Nach einigen Buchten mit felsigem Einstieg strahlt nach einem halbstündigen Spaziergang in zartem Blau der schönste Strand der Gegend: Nissi Beach.

Die am südöstlichsten Zipfel Zyperns gelegene Region kommt im Jahresdurchschnitt auf 3.000 Sonnenstunden. In den Hochsommermonaten zeigt das Thermometer häufig sogar mehr als 40 Grad an. Seit ein paar Jahren lockt aber nicht nur die Sonne alljährlich fast 500.000 Besucher nach Ayia Napa, sondern auch das Nachtleben. Partygänger, vornehmlich aus England, Skandinavien, Osteuropa, Russland und Deutschland, meinen, Ayia Napa sei das britische El Arenal. Statt Schlager wie auf Mallorca herrscht jedoch Brit-Pop vor. In manchen Clubs legen auch schon mal Top-DJs aus London auf.

Vor der Invasion des türkischen Militärs 1974 war Ayia Napa nur ein beschauliches Dorf. Ein paar Fischerboote dümpelten im kleinen Hafen und touristisch spielte das nördlich und heute im türkischen Teil der Mittelmeerinsel gelegene Famagusta die erste Geige. Nach und nach übernahm Ayia Napa die führende Rolle im Bade- und später auch Party-Tourismus. Ein Großteil der Bevölkerung wohnt mittlerweile außerhalb von Ayia Napa. Die ehemaligen Wohnhäuser dienen inzwischen nur noch als Geschäfte.
Jochen Müssig