Deutschland

Was Krupp in Essen?…

Im Musical-Theater Colosseum in Essen verschmelzen Historie und Moderne.

Im Musical-Theater Colosseum in Essen verschmelzen Historie und Moderne.

Das Ruhrgebiet plant Großes für das Kulturhauptstadtjahr  

Auch in das Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010 eingebunden: der Landschaftspark-Nord in Duisburg?.

Auch in das Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010 eingebunden: der Landschaftspark-Nord in Duisburg?. Fotos: Stage Entertainment, RUHR.2010

Was Krupp in Essen, sind wir im Trinken – so lautete ein Kalauer Mitte der 1980er Jahre. Zu etwa derselben Zeit grölte Herbert Grönemeyer seine Ode an Bochum landauf, landab durch die Hitparaden. Damals kochte der Ruhrpott, und bald tut er das wieder. Denn die Region, die einst von Bergbau und Stahlproduktion lebte und sich seit dem Ende der Zechen als Ort für allerlei Dienstleistungen zu positionieren versucht, rüstet sich für das kommende Jahr: Ruhrmetropole 2010 – das klingt nach einer Stadt voller Verdauungsprobleme, meint aber Kultur pur. Das Gebiet rund um Dortmund, Essen, Duisburg, Oberhausen und Bochum wird im nächsten Jahr die 25. Kulturhauptstadt Europas.

Nach London und Paris ist der Ruhrpott der drittgrößte Ballungsraum Europas. In seinen 53 Städten und Gemeinden leben und arbeiten rund 5,3 Millionen Menschen aus über 170 Nationen. Diese Vielfalt von Menschen und Kulturen soll sich in den Veranstaltungen von RUHR.2010 widerspiegeln. „Region lebt Stadt. Aus 53 Städten wird eine neue Metropole“, so lautet die Vision der Organisatoren. Was touristisch durch das Event „Kulturhauptstadt RUHR.2010“ erreicht werden soll, ist klar: „Wir wollen die Metropole Ruhr als anerkanntes und attraktives Reiseziel etablieren“, sagt Axel Biermann, Geschäftsführer von Ruhr Tourismus, und hofft auf das gesteigerte Interesse von Reiseveranstaltern für Städtetrips und Kurzreisen.

Angesprochen werden soll eigentlich jeder, der reisen kann: Familien ebenso wie Gruppen, Kulturbeflissene ebenso wie Shopping-Freunde. 1.500 einzelne Veranstaltungen listet das Programm von RUHR.2010 bislang auf.

Das Festival-Konzept setzt auf vier Programmschwerpunkte. „Architektur, Stadtentwicklung und Bildende Kunst“ soll den auch baulichen Wandel der einstigen Industrieregion zur Kulturlandschaft verdeutlichen – man denke nur an den zur Riesengalerie umgebauten Brauereiturm der „Dortmunder U“ oder an das für Musicals genutzte Colosseum Theater Essen. „Darstellende Künste“ werden die Besucher überall dort mit Musik und Performance erwarten, wo ihnen Konzertsäle, Museen, Theater und Galerien ein Obdach bieten. Die beiden Schwerpunkte „Migration, Literatur und Geschichtskultur“ und „Kreativwirtschaft“ schließlich beleuchten die Kulturmetropole RUHR.2010 auf ihre ökonomischen und administrativ-politischen Bedingtheiten hin: Welches Amt fördert welche Kultur und warum? Für welche Kreativbranche ist der Ruhrpott besonders attraktiv und wieso?

Am 10. Januar 2010 geht’s los: Dann öffnet Europas Kulturhauptstadt ihre Pforten mit einem rauschenden Fest in der Zeche Zollverein in Essen. Per Videoleinwand wird das Spektakel live in die Schalke-Arena übertragen. Mehrere Hunderttausend Besucher erwartet Oliver Scheytt, Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH, fürs gesamte Kulturhauptstadtjahr. Um diese Masse Menschen mobil zu halten, wurde das RUHR.2010-Ticket erfunden, das 48 Stunden lang freie Fahrt im Öffentlichen Nahverkehr gewährt und Rabatte für Veranstaltungen. „Damit sind wir infrastrukturell optimal aufgestellt“, sagt Scheytt. Die Gäste können kommen, im Pott brodelt es schon.
Christian Preiser
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