Italien

Venedig: Palazzi in neuem Glanz

Flaniermeile: die Riva degli Schiavori am Canale di San Marco.

Flaniermeile: die Riva degli Schiavori am Canale di San Marco. Foto: stock.xchng

Die Lagunenstadt restauriert seine Kunstschätze und poliert den Lido auf

Vom Canale della Giudecca aus sieht man es ganz deutlich: Venedig putzt sich heraus. Mehrere Kräne recken ihre langen Hälse in den Himmel; Baugerüste ummanteln Türme, Palazzi und Kirchenkuppeln. Seit ein, zwei Jahren schon rühmt sich die Lagunenstadt einer ganzen Reihe von Restaurierungsprojekten. Abgeschlossen ist unter anderem jenes des Palazzo Fortuny auf dem Campo San Beneto, nur ein paar Schritte vom Canale Grande entfernt. Seit Mitte 2007 illustriert der dreigeschossige Palast der Familie Pesaro als stimmungsvolles Museum das facettenreiche Werk des im frühen 20. Jahrhundert wirkenden Designers, Malers und Textilherstellers Mario Fortuny.

Getreidemühle wurde zum Hilton
Auch der Palazzo Grimani in der Nähe des Campo Santa Mario Formosa im Castello-Viertel glänzt wieder in alter Pracht. Nach mehr als 25 Jahren Dornröschenschlaf wurde das architektonische Juwel aus dem 16. Jahrhundert kürzlich als Erweiterungsbau des Archäologischen Museums von Venedig wieder eröffnet. Der besondere Wert des Gebäudes besteht in seiner hervorragend erhaltenen Innenausstattung, darunter herrliche Fresken über mythologische Themen. In der „Tribuna“, einem Raum über zwei Stockwerke mit Oberlicht, war einst die weltberühmte Antikensammlung der Grimani ausgestellt.

Unter den wie ein umgestülptes Boot wirkenden Balkendecken der ehemaligen Magazzini del Sale indes ist heute zeitgenössische Kunst versammelt. Und auch in der ehemaligen Getreidemühle Molino Stucky auf Giudecca, die vor wenigen Wochen als Hilton Hotel neu eröffnet wurde, paaren sich Tradition und Moderne.

Sommerdorf auf dem Lido
Ganz der Moderne hingegen widmet sich jedes Jahr die Kunstbiennale Venedigs. Zur diesjährigen Eröffnung im Juni soll auch die Punta della Dogana ein neues Gewand erhalten. Der französische Unternehmer Francois Pinault, bereits Eigentümer des berühmten Palazzo Grassi, will auf der charakteristischen Landspitze am Ende des Canale Grande das neue Zentrum zeitgenössischer Kunst eröffnen. Architekt Tadao Ando, der das Projekt der Zollstation-Restaurierung leitet, spricht auch von einer öffentlichen Terrasse, einem Café und einem Belvedere auf dem Dogana-Areal – mit Rundumaussicht auf das St.-Markus-Becken.

Bis zum Lido wird der Blick von der neugestalteten Dogana sicherlich nicht reichen, aber auch hier tut sich einiges: auf der langen Strandinsel mit ihren Hotelpalästen aus dem 19. Jahrhundert soll ab Mai das Lido Estate Village entstehen, ein Sommerdorf mit Märkten und Sportangeboten, Theater- und Musik-Darbietungen, Tanz, Kino und anderen Events. Apropos Kino: Der Schriftsteller Thomas Mann wurde durch seinen Aufenthalt im Hotel De Bains auf dem Lido zu seiner Novelle „Tod in Venedig“ inspiriert, die Luchino Visconti später an Originalschauplätzen verfilmte.

Rita Henß
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