Schweiz

Schweiz: Total verbaselt

Schon vom Wasser aus ist Basels Charme zu erahnen.

Schon vom Wasser aus ist Basels Charme zu erahnen. Foto: Schweiz Tourismus

Ein Ausflug ins Mekka moderner Architektur

Wer mit dem Zug nach Basel reist, wird gleich bei der Ankunft geradezu von Architekturbeispielen bedrängt. Es lohnt sich, bis zum letzten Moment aus dem Fenster zu sehen. Zwei Skulpturen gleichende Stellwerke von Herzog & de Meuron werden passiert, die aus nichts als kupfernen Bändern zu bestehen scheinen. Rechts vom Schienenstrang ragen zwei Solitäre von Zwimpfer & Partner auf – der eine aus matt schimmerndem, grünem Glas, der andere aus gewelltem Aluminium. Dann ist man endlich da, steigt aus dem Zug, überquert mittels des Prestigeprojektes, der gläsernen „Passarelle“, die Gleise und macht den ersten Schritt aus der SBB-Station hinaus in die Stadt.

Gleich hinter dem Belle-Époque-Kleinod des angeschlossenen „Französischen Bahnhofs“ erhebt sich ein in magischem Blau leuchtendes Wolkenkuckucksheim, das die gegenüberliegenden Fassaden in Zerrbildern spiegelt. Das kobaltblaue Unikum ist das „Elsässer Tor“ genannte SBB-Cargo-Zentrum. Es stammt ebenfalls vom Baseler Büro von Herzog & de Meuron. Der Trick, mit dem die Baumeister den funkelnden Solitär zum Träger stets in Bewegung erscheinender Spiegelungen machen, ist ebenso simpel wie genial: Seine Glasscheiben wurden nicht nach den Gesetzen von Horizontale und Vertikale eingesetzt, sondern stehen leicht schräg. Geht man noch ein paar Schritte weiter, in Richtung der die Schienenstränge überquerenden Margaretenbrücke, hat man das gesamte Ensemble der zeitgenössischen Bauten im Blick, samt weiß leuchtendem Richard-Meier-Bau und dem fast klösterlich wirkenden UBS-Zentrum von Diener & Diener.

Architektur in Basel ist ein weites Feld. Allein in der Sparte „Aktuelle Bauten seit 1990“ findet der Reisende in einer Themenbroschüre fast 50 Beispiele. Dabei hat die Stadt am Rhein-Knie nur 200.000 Einwohner, aber so hochkarätige Kunsttempel wie das Museum Tinguely, geschaffen von Mario Botta oder den Renzo-Piano-Bau der Fondation Beyeler im Vorort Riehen mit seinem herrlichen Garten.

Man kann sich natürlich auch prächtig im historischen Basel vergnügen, das schließlich, wie Basel Tourismus klarstellt, „eine der am besten erhaltenen und schönsten Altstädte Europas“ hat. Gestärkt mit den Alljahres-Lebküchlein „Basler Leckerli“ kann man von einem Brunnen zum andern schlendern, Schokolade einkaufen, das Markttreiben vor dem italienisch-roten Rathaus mustern, sich mit der kleinen Rheinfähre vor der Openair-Bar „Chill am Rhy“ übersetzen lassen und am Rhein-Weg in der Sonne promenieren, bis diese das Wasser vergoldet. So oder so fühlt man sich vom Charme der Stadt total verbaselt.
Claudia Diemar
Anzeige