Bulgarien

Bulgarien: Ein Hauch Orient in Europa

Sofias Wahrzeichen ist die Alexander-Nevski-Kathedrale

Sofias Wahrzeichen ist die Alexander-Nevski-Kathedrale

Die Hauptstadt Sofia vereint viele Kulturen

„Sofia ist eine der wenigen Hauptstädte Europas, die weder am Fluss noch am Meer liegt“, erzählt Valentin Peychev. „Aber Wasser haben wir reichlich, wegen der Thermalquellen ließen sich schon die Thraker und Römer hier nieder.“ Während der Stadtführer die Eckdaten von Bulgariens Hauptstadt erläutert, fährt der Pkw durch Lindenalleen. Sofia ist bei 1,5 Millionen Einwohnern eine grüne Stadt. Boulevards und Straßen mit breiten Trottoirs sorgen für schnelle Orientierung. Wer kein Kyrillisch lesen kann, sollte den Besuch jedoch mit einer geführten Tour beginnen.

Noch heute sprudelt 40 Grad heißes Wasser aus den Quellen im Stadtzentrum. Der zentrale Brunnenplatz ist gut besucht. Große Kanister, bauchige Zehnliter- und leere Limoflaschen füllen Alt und Jung umsonst mit Wasser auf. Das Plätschern mischt sich mit den Liedern eines Akkordeonspielers. Er übertönt die Straßenbahnen, die durch die Baumalleen kommen.

Das historische Mineralbad wird gerade zum Spa-Zentrum und Stadtmuseum umgebaut. Die Bädermoschee gegenüber ist die letzte von ehemals 50 Moscheen aus der 500-jährigen osmanischen Herrschaftszeit. Eine Straße weiter unterstreicht Südosteuropas größte Synagoge, dass Sofia Heimat vieler Religionen und Kulturen ist. Den kulinarischen Beweis liefert das Angebot der 1912 erbauten Markthalle. Heute führt eine Rolltreppe zu den Lokalen im Obergeschoss. Blätterteigtaschen erinnern an türkische Küche. Der bulgarische Joghurt soll langes Leben versprechen.

Bekanntestes Produkt Bulgariens ist das Rosenöl. Seifen, Lotionen, Cremes und Düfte werden aus der Damaszener Rose aus der Region Kasanlak gewonnen. Im Juni erntet man frühmorgens die taufrischen Blüten. Für ein Gramm Rosenessenz werden 1.400 Blüten benötigt, für das Kilo drei Tonnen. In Sofia gibt es die Essenz in winzigen Flakons zusammen mit einem bestickten Taschentuch. Bereits ein Tropfen, auf Würfelzucker geträufelt, soll bei Unwohlsein helfen. Obwohl der Name so klingt, feine Düfte und Stickerei sucht man auf dem Frauenmarkt vergeblich. Hier ist bulgarischer Alltag. Männer reparieren Fahrräder im Sofort-Service, gutmütig posieren die Marktfrauen fürs Foto. Töpferware im Tryanska-Kapka-Dekor mit Tropfenmuster auf braunem Grund stapelt sich vor Buden.

Stände gruppieren sich auch um die Alexander-Nevski-Kathedrale, Sofias Wahrzeichen. Männer verhökern Silber und Militaria, Frauen Pullover und bestickte Trachten. Roma-Straßenmusik animiert Passanten zu spontanen Pirouetten. Im In-Lokal Unter den Linden gibt es Schopska-Salat in rot-grün-weißen Landesfarben aus Tomaten, Gurken und Schafskäse sowie guten Wein. Kultiviert wird die Traube seit dem Altertum, wie das Museum zeigt. Vor allem das Gold der Thraker bannt den Blick im Nationalmuseum in Bojana. In dem Vorort steht die Bojana-Kirche, die mit ihren Fresken Unesco-Welterbe ist. Und wer es ein bisschen sportlich mag, der kann an Wasserfällen entlang auf die Vitoscha-Berge steigen. Den Aufstieg belohnt der Blick auf Sofia.
Katharina Brauer