Spanien

Spanien: Flüssiges Gold

Auf dem Gelände der Hacienda La Laguna stehen viele alte Olivenbäume.

Auf dem Gelände der Hacienda La Laguna stehen viele alte Olivenbäume. Foto: Hacienda La Laguna

Die Provinz Jaen ist das größte Olivenanbaugebiet des Landes

Ein riesiger Teppich mit grünen Punkten auf beigem Grund breitet sich über die schier endlose, hügelige Landschaft aus. Olivenbaumfelder soweit das Auge reicht. Mehr als 60 Millionen Olivenbäume zählt die Provinz Jaen im Nordosten Andalusiens. Es ist Spaniens größtes Olivenanbaugebiet, das am weltweit produzierten Olivenöl einen Anteil von sogar rund 20 Prozent hat.

Das Öl-Dorado liegt etwas abseits der großen Touristenströme Andalusiens: In der Region zwischen der Stadt Jaen mit imposanter Burganlage und Kathedrale, den Unesco-Weltkulturerbestädtchen Baeza und Ubeda sowie der Sierra de Cazorla hat der Olivenbaum schon vor Tausenden von Jahren seine Wurzeln geschlagen. Ursprünglich kam der Olivensaft – „az-zait“ genannt – aus dem Arabien. Daraus wurde das spanische Wort „Aceite“.

Früher wurden die in Strohkörben geernteten Oliven auf runden Matten aus Espartogras mühsam gemahlen und gepresst, heute machen das Zentrifugen. Anschließend kommt das flüssige Gold in Stahltanks, licht-, luft- und hitzegeschützt. Insgesamt werden jährlich allein in den 32 Ölmühlen dieser Provinz 180.000 Tonnen Oliven geerntet, die 40.000 Tonnen Öl ergeben. Die hier bevorzugte Sorte, die Picual-Olive mit fruchtigem und leicht bitterem Geschmack, wird von Ende November an grün geerntet und bekommt in der Fabrik je nach Bedarf durch Heißluft ihre dunkellila Farbe.

Auf der Hacienda La Laguna, einem alten Landgut mit restaurierter Urlaubsresidenz, Swimmingpool, Teich und Hotelfachschule, kann man im Museo de la Cultura del Olivo die Historie der Ölgewinnung nachvollziehen und eine 18 Meter lange Balkenpresse selbst einmal anheben. Besucher können das weißgetünchte, ehemalige Lagergewölbe bestaunen, das man „Kathedrale des Olivenöls“ nennt. Und im Garten wachsen verschiedene Olivenbaumarten. Neben Sorten aus den Mittelmeeranrainerstaaten, aus Südamerika auch die „Cornezuelo“, die hornförmige Sorte, die typisch ist für die Provinz Jaen. Auch philosophisch lernt der Museumsbesucher dazu: „Das Öl und die Wahrheit schwimmen oben“ besagt eine weise Sentenz.

Ganz praktisch weiß man ohnehin: Zum Schmoren und für Saucen, auf Salat und geröstetem Weißbrot mit Knoblauch und Tomate, im Gazpacho und über Orangenscheiben darf das „Virgen extra“ auf keinen Fall fehlen. Auch bei der Schönheitspflege – das wussten schon die alten Ägypter – ist Olivenöl von Nutzen als Gel, Shampoo, Lotion, Seife und Duft. Mehr über das Museum im Internet unter www.museodelaculturadelolivo.com.
Jenny Kreyssig
Anzeige