Deutschland

Braunschweig: Von Kaisern und Knochenhauern

Der Altstadtmarkt ist Station der Audioguide-Tour durch Braunschweig.

Der Altstadtmarkt ist Station der Audioguide-Tour durch Braunschweig.<br>Foto: Braunschweig Tourismus

Ein Rundgang mit dem Audioguide durch die Löwenstadt

Gunzelin von Wolfenbüttel, ein Truchsess und Ministraler des Welfenkaisers Otto IV. und später des Stauferkaisers Friedrich II., feiert in Braunschweig derzeit Wiederauferstehung. Seit Mai ist der Truchsess eine der Hauptfiguren eines Audioguides, der Besucher auf mittelalterlichen Spuren durch die Innenstadt führt.

Gunzelin und die Architekturstudentin Mathilde starten ihre Zeitreise am Braunschweiger Domplatz, an dem sich nicht nur das Braunschweiger Landesmuseum befindet, sondern auch der Dom St. Blasii, die Burg Dankwarderode und das Huneborstelsche Haus, ein altes Kaufmannshaus im Fachwerkstil. Auf dem Domplatz erinnert eine Löwenstatue an Heinrich den Löwen, den Vater von Gunzelins Dienstherrn Otto IV. Sowohl Heinrich wie auch Otto IV. liegen übrigens im Dom St. Blasii begraben. Dass jedoch die Kratzspuren am romanischen Domportal an der Querhausseite tatsächlich von einem Löwen stammen, den Heinrich der Löwe von einer Pilgerfahrt nach Jerusalem mitgebracht hat – diese Geschichten wollen weder Gunzelin noch Mathilde so recht glauben.

Auf ihrem Weg durch die Stadt, der unter anderem zum Kohlmarkt, zum Altstadtrathaus, zur Petrikirche, zur Liberei und zum Residenzschloss führt, lassen sie immer wieder kurze Episoden aus dem Leben Otto IV. einfließen. Unter ihm hatte Gunzelin einen Karrieresprung vom Tafelherrn zum Gesandten gemacht. In dieser Funktion reiste Gunzelin im Jahr 1209 nach Rom: Er sollte bei Papst Innozenz III. die Ankunft Ottos zur Kaiserkrönung ankündigen. Otto IV. ist in Braunschweig in diesem Jahr – 800 Jahre nach seiner Krönung zum ersten und einzigen welfischen Kaiser – die niedersächsische Landesausstellung gewidmet. Sie steht unter dem Motto „Der Traum vom welfischen Kaisertum“ und läuft noch bis zum 8. November.

Wer nach dem Ausstellungsbesuch noch eine audiovisuelle Hörspielführung mit Gunzelin von Wolfenbüttel und Studentin Mathilde unternimmt, taucht ein in die Alltagsgeschichte des mittelalterlichen Braunschweigs. Er hört von Metzgern, den so genannten Fleischhauern, die Zollprivilegien hatten und zu den reichsten Bürgern der Stadt zählten. Und vom „Roten Kloster“, einem Fachwerkensemble in der Echternstraße, in dem die „gemeinen offenbaren Weiber“ lebten – und in dem der Henker als Hausmeister für Ordnung sorgte.

Neben der Landesausstellung und dem Audioguide, der bei der Touristeninformation ausgeliehen werden kann, führt auch ein neu angelegter Mittelalterweg durch die Braunschweiger Innenstadt.
Rainer Heubeck
Anzeige