Spanien

Spanien: Kleinod ohne Burger

Im berühmtesten der hängenden Häuser Cuencas ist heute ein Museum für Abstrakte Kunst untergebracht.

Im berühmtesten der hängenden Häuser Cuencas ist heute ein Museum für Abstrakte Kunst untergebracht.

Das spanische Cuenca will Europäische Kulturhauptstadt 2016 werden

Die gotische Kathedrale ist der Blickfang am Plaza Mayor.

Die gotische Kathedrale ist der Blickfang am Plaza Mayor. Fotos: ras

Wer Cuenca besucht, braucht vor allem flache Schuhe oder solche, in denen man stundenlang treppauf und treppab gehen kann. Außerdem unverzichtbar: eine gute Kondition, um den Treppenmarathon zu bewältigen. Wünschenswert ist zusätzlich ein leerer Magen, um die örtliche Küche zu probieren – schwere Gerichte, die einst den Schäfern ihre Kraft geben sollte: Morteruelo, eine warme Leberpaste, oder Zarajos, ein gebratener Lammdarm. Zum Nachtisch werden der Likör Resoli oder die Süßspeise Alaju gereicht, eine Honigmasse mit Mandeln und Walnüssen, deren Ursprünge in der Maurenzeit sind.

Einst von Römern gegründet, wurde Cuenca bis 1177 von den Mauren beherrscht. Dann schickte sich König Alfons VIII an, das etwa auf halber Strecke zwischen Madrid und Valencia gelegene Kleinod zu belagern. Das war relativ einfach: Cuenca thront hoch oben auf einem fast 1.000 Meter hohen Felsplateau und wird begrenzt von den Flüssen Jucar und Huecar, die sich über Jahrtausende ins Gestein eingegraben haben. Nach neun Monaten war die Bevölkerung ausgehungert, Cuenca wurde spanisch.

Die Kraken der Neuzeit hingegen haben ihre Tentakel bisher vergeblich nach der Altstadt Cuencas ausgestreckt: Kein Burger-Bräter, kein Sandwich-Toaster, weder Internet- noch Wettbüro stören das historische Stadtbild. Kein Wunder, dass die Unesco die Stadt 1996 zum Weltkulturerbe ernannte. Im Jahr 2016 schickt sich Cuenca gar an, Europas Kulturhauptstadt zu werden.

Schon jetzt gibt es Wegweiser in spanisch und englisch zu den vielen sehenswerten Bauwerken, informiert ein gut ausgerüstetes Informationsamt direkt am Plaza Mayor über die Highlights der mittelalterlich anmutenden Stadt, allen voran das Museum der Abstrakten Kunst, das im schönsten der hängenden Häuser zu finden ist. Da Jahrtausende lang der Wohnraum auf dem Felsplateau Cuenca knapp war, wuchsen die schmalen Häuser erst in den Himmel und dann weiter über den Klippenabgrund hängend hinab in die Tiefe.

Ob dieses über dem „Abgrund schweben“ der Grund war, warum die Bewohner der Stadt so häufig um göttlichen Beistand baten? Fakt ist, dass es in der Altstadt Cuencas extrem viele Kirchen und Klöster gibt. Direkt am Hauptplatz Plaza Mayor sind zwei der Sehenswertesten, die gotische Kathedrale und das Convento de las Esclavas. Dort verrichten in weiß angezogene Nonnen wortlos ihren Dienst.

Eines der vielen ehemaligen Klöster ist heutzutage ein Parador. Kunden, die hier wohnen wollen, sollten aber schwindelfrei sein. Denn um zu Fuß vom Plaza Mayor zum Parador zu kommen, muss man über eine Brücke gehen, die die Schlucht des Huecar-Flusses in luftiger Höhe überwindet. Buchbar ist der Parador unter anderem über Alegro, Dertour und Ibero Tours.

Die Landschaft lässt sich bedenkenlos mit den Canyons Nordamerikas oder mit dem sächsischen Elbsandsteinggebirge vergleichen. Sie ist ideal für Wanderer und Radfahrer. Ausführliche Informationen über Cuenca gibt es unter www.turismocuenca.com.
Sylvia Raschke